Es geht los.
Endlich!
Dieser Tag kam dann doch irgendwie schneller als erwartet. Die Frage, wie ich mich fühle, ob ich aufgeregt sei, begleitete mich besonders die letzten Wochen. Wie ewig in einer Warteschleife hängend, beschreibt das Gefühl am Besten. Eigentlich wollte ich nur los, aber es war ein Warten und Warten. Dennoch gab es so viele Dinge, die ich noch erledigt haben wollte. So war das Zeitabsitzen, besonders im Kopf, stressiger als gedacht… So viele Gefühle und Gedanken sind mit dem Aufbruch dieser Weltreise verbunden… War es anfänglich doch eher ein Wunsch, nicht Realität, ist es nun ganz ohne Zweifel die Wirklichkeit. Der Anfang eines neuen Kapitels, eines ungewissen jedoch auch sehr aufregendem Lebensabschnittes. Lebe deinen Traum ist nicht nur eine Floskel, die so gesagt wird, es ist ein wirklich großer Satz, der Mut und vor allem Durchhaltevermögen, aber auch Energie und Kraft kostet. So viel muss bedacht und umgesetzt werden. Das letzte halbe Jahr war ein Auf und Ab. Da gab es Zweifel, ich war überfordert, aber da war auch so viel Freude, einige Haken, die langsam auf der TO DO Liste abgehakt wurden, viele neue Punkte die hinzu kamen, viel Austausch und neuen Ideen, eine Menge Informationen, dass ich manchmal gar nicht wusste wohin mit all dem. Der Kopf war voll, ja das ein oder andere Mal sogar zu voll. Doch irgendwie konnte ich alles bewältigen. Auch wenn nebenbei der Alltag weiter ging und das Leben kurzfristig noch ein Mal so richtig an die Tür geklopft hat, nahm alles seinen Gang. Nach und nach… Früh habe ich angefangen auszumisten und mich damit auseinander gesetzt, was mit den Dingen passieren soll. Einlagern oder Weggeben? Das war die Frage. So viel wie möglich los zu werden, war genau die richtige Entscheidung. Als emotionale Person hänge ich auch an materiellen Dingen und habe mich schwer getan diesen Schritt zu wagen, aber es ist ein wirklich so schönes Gefühl. Wie befreit und leicht ich mich gefühlt hab. Inzwischen befinden sich noch etwa 9 Kartons in meinem Besitz. Das Reduzieren von einer Dreizimmerwohnung auf nur einen Backpack ist mir nicht ganz gelungen, aber verrückt, das ganze Leben in zwei Hände voll Kisten zu wissen, ist es schon. Hinzu kommt noch dieses Gefühl, nirgendwo mehr so richtig hin zu gehören und aus-, aber nicht umzuziehen. Natürlich hat jeder von uns seinen Platz, besonders im Kreise der Liebsten. Doch war dies ein schwerer, wenn nicht der schwerste Kampf, den ich innerlicher austragen musste. Zum Ende der ganzen Vorbereitungen hin war ich erstaunt, wie viel doch passiert ist, was alles geschafft wurde und wie großartig es sich anfühlt, dass es tatsächlich passiert und losgeht! Aufgeben war nie eine Option, denn ein Zurück gibt es immer. Umso näher ich dem Abflugtag gekommen bin, so ruhiger wurde ich. Alles ist in die Wege geleitet, die Arbeit ist getan und liegt hinter mir. Zum Ende hin stellte das Packen noch einmal eine große Herausforderung dar, denn ich befand mich kurz vorm Verzweifeln, etwas aufgelöst saß ich zwischen all den Sachen und die ein oder andere Träne kullerte vor sich hin… Die letzten gemeinsamen Stunden mit Freunden und Familie am Abend oder dann morgens am Flughafen lassen sich als Wechselbad der Gefühle beschreiben. Etwas traurig, ein bisschen unsicher und zu guter Letzt auch sehr gestresst, lasse ich Deutschland hinter mir. Der Abschied ist nicht leicht, besonders weil ich es gewohnt bin, all meine Herzmenschen um mich zu haben. Vor allem da ich auch spüre, wie schmerzhaft es für sie ist. Doch ist es nicht an der Zeit, etwas egoistisch zu sein? Das eigene Leben zu leben und nach vor zu blicken? Ich bin nicht aus der Welt, nur in ihr unterwegs
Dankbar einen deutschen Reisepass zu besitzen und sich vorerst nicht mit den Visa Fragen zu beschäftigen, darüber war ich richtig froh. Und dann der Kracher am Flughafen, kurz vor knapp. Ich völlig planlos, benötige, zwecks Zwischenstopp, ein Visum. Also, die Zeit wurde immer geringer, ging es nochmal über den halben Flughafen um auf die schnelle noch fix ein ESTA zu beantragen. Was war das eine Aufregung! Und da wurde mir noch gesagt, ich sei viel zu entspannt… So fiel die Verabschiedung, durchgeschwitzt und etwas aus der Puste, kurz und schmerzlos aus. Doch mit dem Wissen, dass die Kommunikationsmöglichkeiten in der heutigen Zeit so viel Komfort bieten, mache ich mir oft keine Gedanken, wie es sich anfühlt, so weit weg zu sein. Natürlich wird die Nähe fehlen, aber ich freue mich auf neuen Input, die Eindrücke und alles was kommen mag. So habe ich wahrscheinlich unterwegs viel mehr Zeit für intensive Gespräche und den Austausch im Allgemeinen. Für mich selbst, aber auch das Umfeld, ist diese Reise so eine große Bereicherung. Ich kann nur sagen, es bleibt spannend. Wir sitzen im Flugzeug, im Bauch kribbelt es, denn das Abenteuer beginnt genau jetzt. Noch während ich diese Zeilen abtippe befinden sich die Liebsten auf dem Weg nach Hause und das Leben wird seinen gewohnten Gang nehmen, nur ohne mich… Der ein oder andere geht davon aus, dass ich nicht wieder komme, andere sind der Meinung ich halte es nicht lange aus. Das Schönste ist, auch ich weiß es nicht, denn das Herz will, was es will, so war es bei mir schon immer und aus diesem Grund lassen wir uns alle überraschen. Südamerika, ich bin dir ganz nah!