Valparaiso

Die nächste Stadt, etwas 200km von Santiago entfernt, klein, bunt und nicht mehr ganz so wuselig. Kälter, zwischen Hügel und dem rauen Meer. Ein Tagesausflug wurde uns empfohlen, ein paar Nächte sind es geworden.

Die erste Erfahrung mit dem Hauptfortbewegungsmittel hier in Südamerika machten wir auf diesem Weg. Es stellte sich direkt heraus, Busfahren ist in diesem Land sehr komfortabel. Also wir reden hier natürlich nicht von den öffentlichen Verkehrsmitteln, dazu kommen wir später. Das Busnetz ist super ausgereift und gleicht unserer Bahn Vernetzung, mit dem Unterschied, dass die sehr gemütlichen Südamerikaner es hier mit der Pünktlichkeit recht genau nehmen.

So fanden wir uns an einem der 3 oder 4 Busbahnhöfe Santiagos ein uns kauften ein Ticket. Alles sehr unkompliziert und ohne weitere Vorkommnisse. Dazu muss gesagt sein, dass wir Tags zuvor einen netten Herren von Couchsurfung trafen und dieser uns am Busterminal empfing, um sein Wissen und die Hilfsbereitschaft mit uns zu teilen. Gesagt, getan und dann ging es auch schon los…

… ins schöne Valparaiso, dachten wir. Denn ungefähr 20Minuten vor dem Städtchen bog der Bus ab und verließ die Straße. Ein Zwischenstopp, so nahmen wir an, wurde eingelegt. Doch als es dann hieß wir sollen aussteigen, die Fahrt wäre zu Ende, staunten wir etwas. Keine Ahnung wo wir gelandet waren und etwas ratlos standen wir also an der Bushaltestelle und überlegten, was zu tun war. Da sprach uns ein nettes, junges Pärchen an und fragte, wo wir hin müssen. Valparaios? Da müsst ihr die Metro nehmen, etwas 15 Gehminute entfernt. Also machen wir uns auf den weg. Keine zwei Min. später standen die beiden neben uns und versuchten deutlich zu machen, dass sie uns begleiten wollen. Sogar der Rucksack wurde mir abgenommen. Angeregt in ein Gespräch vertieft und erfreut über unser Glück, stolperte ich über die eigenen Füße, lag wie ein Käfer auf dem Rücken und kam durch das Gewicht des Backpacks nicht mehr alleine hoch. Eine schmerzhafte Erfahrung, denn ich verletze mich leicht am Fuß und trage heute, 4,5 Monate später, eine Narbe davon. Doch es muss auch ein Anblick der Götter gewesen sein, ich wusste nicht recht ob mir zum Lachen oder zum Weinen zu Mute war. Entschied mich aber fürs Lachen.

An der Metro angekommen die nächste Herausforderung, wie fahre wir ohne Karte Metro? Denn schon in Santiago stellten wir fest, dass eine Karte für Bus und bahn benötigt wurde. Auch hier hatten wir wieder eine erfreuliche Begegnung und kamen in den Genuss der Hilfsbereitschaft, denn wir wurden mit einer Metrokarte beschenkt und bekamen erklärt, wie das System funktionierte. Auch hilfreiche Tipps, wie wir unsere Unterkunft erreichen, gab es.

Nach einer Metrofahrt direkt am Meer entlang, mit live Musik, einer Busfahrt wie man sie aus Erzählungen kennt – ein Kleinbus vollgestopft mit Menschen, ein Busfahrer, der nach seinen eigenen Regeln fuhr, lieber beschleunigte als bremste und zahlreichen Kurven später– kamen wir an unserer Airbnb an. Wurden herzlich empfange und hatten ein Zimmer in einer kleinen Wohnung erwarten, wurden aber darüber unterrichtet, den ganzen Platz für uns zu haben, da der Vermieter ein paar Tage außer Haus ist. Die Freude war groß und die Strapazen der Anreise vergessen.

Der Tag näherte sich dem Ende und bis auf einkaufen, essen, auspacken und Wunde versorgen, ließen wir es gemütlich angehen, saßen auf dem Balkon mit wunderschönem Ausblick über die bunte Stadt und beobachteten, wie die Sonne alles in warmes Licht hüllt, bevor sie sich vom Tag verabschiedet.

Blick vom Balkon aus in der Abendsonne

Die nächsten Tage ging es zu Fuß zahlreiche Treppenstufen hoch und runter, durch verwinkelte Gassen an bunten Häusern vorbei. Diese Ruhe nach dem wuseligen Santiago war eine Wohltat und im Künstler Viertel Bella Vista verzauberte mich dieser Ort ganz und gar. Mit den vielen kleinen Restaurants und Cafés, den sehr unterschiedlichen Stilrichtungen, tollem Ausblick und guten Essen .

Abendessen über der Stadt
Ein Ausblick bei dem ich nie müde werden zu zusehen

Es ist schwer mit Worten zu beschreiben, es ist möglicherweise in Bilder etwas besser eingefangen, aber vor allem ist es dieses Gefühl. Der Kontrast von alt und arm zu bunt und farbenfroh, die Atmosphäre und diese unglaubliche Lebensfreude der Chilenen.

Die Klavier Treppe

Unsere Zeit beinhaltete neben vielen Fußmärschen durch die Stadt auch ein Spaziergang ins benachbarte Vine del Mar, entlang am Meer, die Wellen schlugen ans Ufer und es bot sich uns ein Schauspiel der interessantesten Treppen, Züge und Bauten. Mit Flip Flops 11km in der Hitze, begleitet von einem Rudel Straßenhunden und einer Begegnung mit riesigen Seelöwen, Pelikanen und Möwen spazierten wir gemütlich dahin und stellten fest: Ein Ort zum Wiederkommen. Mit dem benachbarten Viña del Mar sogar ein schönen Abstecher zur Küste mit ein paar Tagen Badeurlaub inklusive.

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