Wahlers Bay



Der Trip neigt sich dem Ende zu und nachdem wir uns ein ganzes Stück von der Antarktischen Halbinsel entfernen und Port Lockroy hinter uns lassen, steuert das Schifft am nächsten Morgen in den Vulkankrater von Deception Island hinein um dort in der Wahlers Bay zu ankern.
Die sogenannte Täuschungs Insel zeigt Überreste vom längst verbotenen Walfang. Sie befindet sich zwischen dem Fildes Point und dem Penfold Point auf der Ostseite des Port Foster. Die Bucht von Deception Island liegt im Archipel der Südlichen Shetlandinseln.



Schon am Abend zuvor wurden wir darauf hingewiese, bitte Badezeug unter unseren Klamotten zu tragen!
Ja richtig gelesen, Badeklamotten…
Von Beginn an stand fest, dass die Möglichkeit besteht in der Antarktis Baden zu gehen. Ich bin bis dato davon aus gegangen, dass wir vom Schiff in das eiskalte Gewässer springen können. Da ich davon nicht so der Freund bin, habeich mich mit dem Gedanken abgefunden, dass diese Erfahrung nicht zu meinen Reiseerlebnissen gehören wird. 



Doch das dieses Unterfangen nun während eines Landganges möglich ist, freute mich sehr.

Aber lasst mich kurz ein paar Stimmungseindrücke teilen. 
Denn schon am Morgen verdecket ein grauer Nebelschleier den Himmel. 
Eisige Kälte kommt einem entgegen und der Wind peitscht einem nur so um die Ohren. 
Na Toll! Dachte ich mir. Schlechter hätte das Wetter wohl zum Ende hin kaum sein können.
Aber nun gut.
Einer der letzten Landgänge der Antarktis, in einem Vulkankrater, findet im Nebel und Schneeregen statt. Mystisch und etwas unheimlich liegen alte Gebäude vor uns. Irgendwie passend!

Die Stimmung spiegelt im Grunde den geschichtlichen Hintergrund, der zu keinem besonders erfreulichen Ereignis zählt.

Ein bisschen Antarktis Geschichte

Die Wahlers Bay ist der perfekte Ort, um die Geschichte des antarktischen Walfangs Revue passieren zu lassen. Denn hier wurde von einem norwegischen Walfang-Unternehmen (1911-1931) aus den Walkadavern, die von den Walfangschiffen zurückblieben, Öl gewonnen.
Wir sehen verlasse Blechhütten oder gar Häuser, hölzerne Boote und ausgewaschene Walknochen. Uns wurde erklärt, dass Walknochen kein seltener Anblick an flachen Stränden in der Antarktis sind. Diese Überreste einer längst vergangenen Zeit, denn Walfang ist in der Antarktis schon seit vielen Jahren komplett verboten, zeugen davon, wie die Walfänger ihre Beute an die Strände geschleppt und dort ausgeweidet haben müssen.
Die liegen gebliebenen Gerippe sind heute als historische Stätten geschützt. Ebenso  die von uns besichtigten Häuser der Walfänger-Stationen, beispielsweise in der Whalers Bay auf Deception Island. 



Dieser Anblick erinnert an eine nicht so friedliche Zeit in der Antarktisgeschichte.
Mir kommt in den Sinn, dass die schroffen Felsen ringsherum guten Schutz bieten und es daher ein idealer Platz für die Walfänger gewesen sein muss, um ihre Beute anzulanden.

Im Februar 1969 ist der Vulkan wieder ausgebrochen und zerstörte die Station der Brieten. Denn diese nutzen seit 1944 die alten Gebäude als Forschungsstation. So können wir heute die Ruinen der Station besichtigen, welche aus alten Treibstofftanks, ein paar Dampfkesseln und Gebäuden besteht.

Ein erstes und wahrscheinlich auch letztes Mal

Im grauen Dunst erkunden wir die Gegend, laufen über schwarzen Boden und treffen wohlmöglich ein letztes mal auf diese unfassbar tollpatschigen Tiere. Ein Strandspaziergang mit Pinguinen, fast schon Hand in Hand laufen wir an der rauen Küste entlang, neuartige Blicke werden ausgetauscht, in zerfallende Häuser geguckt und einfach genossen.



Vom Boden steigt Dampf auf und eine Menschentraube bildet sich. Von weitem sind blau-weiß gestreifte Handtücher zu sehen dann war es soweit.
PLOLAR PLUNGE
Was soll ich sagen, raus aus den schützenden, warmen Klamotten und ab ins eiskalte Wasser?!


Am Vormittag des 05. Januars 2019 bin ich tatsächlich in der Wahlers Bay in der Antarktis baden gegangen.
Ich muss gestehen, es war ein kurzes und sehr kaltes Vergnügen. 
Man stelle sich vor: Zwischen Schneeflocken, grauen Wolken und dick eingepackten Menschen laufen immer wieder in Badesachen bekleidete Menschen ins Wasser, springen rein und versuchen zu Schwimmen. Doch es ist so bitter kalt, dass man das Gefühl hat tausende Nadelstiche auf der Haut zu haben. Ein Vorankommen ist nur schwer möglich. Also schnell wieder raus aus dem Wasser. Zum Glück ist der schwarze Boden angenehm warm und erleichtert mir das Aufwärmen. So schnell bin ich wahrscheinlich noch nie in meine ganzen Klamotten gehüpft.
Aber hey, ich war in der Antarktis baden. 



Wer kann das schon von sich Behaupten?

Um dir das volle Erlebnis anzusehen, klicke jetzt auf den Link und sieh dir das YouTube Video dazu an. 



 

 

 

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