La Serena, Isla Damas und Valle de Elqui

Die Weiterreise nach La Lerena stand unter keinem guten Stern.

Dass uns dort nur Gutes erwarten würde, ahnten wir zu dieser Zeit noch nicht.

Verpassten wir, durch Unwissenheit, unseren Bus, da wir zur richtigen Zeit nach dem falschen Busunternehmen Ausschau hielten, um dann feststellen zu müssen, dass dieser sich ohne uns auf den Weg machte. So buchten wir ein neues Ticket und warteten auf den nächsten Bus, welcher uns in einen schönen Sonnenuntergang in ländlicher Umgebung fuhr.

Mitten in der Nacht bezogen wir unsere Airbnb Unterkunft in einer ruhigen Wohngegend, 30 Min vom Strand entfernt und freuten uns über den Platz und einen eigenen Balkon.

Bevor die nächsten Zeilen gelesen werden und ich nach den richtigen Worten ringe, möchte ich anmerken, dieser Ort hat mich gepackt, mich bewegt und mir viel gegeben.

Am nächsten Morgen erkundeten wir etwas die Gegend, hielten die Füße ins Meer und genossen den neuen Ort, der zum Ausgangspunkt dient, um zwei andere Orte zu besuchen.

       

Auf dem Rückweg gingen wir noch schnell in den Supermarkt, wurden von einem jungen Mann angesprochen, der schon in Deutschland gewesen sei, und so kamen wir ins Gespräch. Fix tauschten wir Handynummer aus und dann machten wir uns auf den Weg, Abendessen zu kochen …

Da saßen wir nun, am darauf folgenden Tag, zwischen den Einheimischen, in einem kleinen Bus und fuhren durch die Nebel verhangenen Berge, entlang der Küste, welche nur erahnt werden konnte. Ein Gefühl, das muss man selbst erlebt haben. Tiefer in den Bergen, abseits vom Meer, lichtete sich der Nebelschleier. Am Horizont, soweit das Auge reicht, waren Berge und strahlend blauer Himmel zu sehen. Ab und an sieht man am Rande der Straße ein paar wilde Esel gemütlich grasen.

Wie wir so durch die Landschaft fahren, fühle ich mich genau richtig hier.

Es gab schon Tage, an denen ich mich fragen musste, wo es bleibt, dieses Gefühl. Aber hier ist es! Frei sein, in den Tag hinein leben, nicht wissen was kommt, welcher Ort, der nächste sein wird. Genau so hab ich mir das gewünscht. Irgendwo durch die Berge zu fahren, eine geschlängelte Straße hinauf, gehört auf jeden Fall zu diesem Gefühl.

Angekommen, wurschteln wir uns so durch, bis es endlich losging, wir Tickets für den Nationalpark und unsere Schwimmwesten fürs Boot hatten und auf das offene Meer hinaus schipperten. Leider lag ein dunkler Schleier über dem Wasser, sodass wir nicht erkennen konnten, wo Himmel und Erde sich teilten. Aber viele Vögel flogen immer wieder dicht über der Wasseroberfläche um uns herum, das kleine Boot sauste auf immer größer werdende Steinfelsen zu und dann, da watschelten die ersten Humboldt Pinguine über die Felsen, weit entfernt und nur schwer zu erkennen, erblickten wir sie. Für mich das erste Mal, diese Vögel in freier Wildbahn zu sehen. Auch andere Vogelarten kreisten um die wunderschönen Steinbrocken, die sich aus dem wilden Wasser hervorstreckten und Seelöwen beherbergten. Diese gemütlichen Tiere, mit ihrer dicken Fettschicht und den eleganten Zügen im Wasser sind eine Faszination, so friedlich und gemütlich ,wie sie sich von nichts stören lassen, da auf den Steinen liegen und ab und an ein Geräusch von sich geben …

       

Ein Zwischenstopp auf einer kleinen Insel ließ uns das Boot verlassen, wir spazierten am weißen Sandstrand entlang, gingen durch Kakteenwälder, sammelten Riesenmuscheln und genossen es, wie das Meer die Klippen umspült und die Wellen bei jedem Aufprall hohe, weiße Schaumkronen durch die Lüfte schleuderten.

 

Der Himmel zog sich immer weiter zu und der Aufbruch zurück, stand bevor.

Kleine Regentropfen kämpften sich durch die Wolkendecke, als das Boot immer langsamer wurde und aus dem Wasser eine Flosse ragte.

Keine 500 m neben unserem Boot tauchte ganz langsam ein Wal aus dem Wasser auf. Das Staunen war groß und alle waren ganz aufgeregt … Wir sollten  ihn jedoch nicht noch einmal zu Gesicht bekommen und so blieb dieses kurze Auftauchen von einem so großen Tier etwas ganz Besonderes.

Der Rückweg war ruhig, das Meerwasser umspielte unser Boot und auch die Wolkendecke brach etwas.

Müde von der guten Seeluft fielen wir an diesem Abend völlig erschöpft ins Bett.

Der nächste Tag brachte einen Umzug mit sich. Rodrigo hat uns angeboten, bei sich und seiner Oma für ein paar Nächte unterzukommen. Ein echter Glücksgriff, wie sich später noch rausstellen sollte.

Aber La Serena an sich bekam nicht direkt unsere volle Aufmerksamkeit, denn auch ins Valle del Elqui zog es uns von dort aus.

Wir fahren durch hohe Steinfelsen, die mit Kakteen bewachsen sind, der Himmel blau und die Straße sehr kurvenreich, durch kleine Dörfer immer mehr in die Berge hinein. Als wir ankamen, war direkt klar, dieser Ort besitzt seinen ganz eigenen Charme. Wir suchten den Campingplatz, hatten große Auswahlmöglichkeiten um das Nachtlager aufzuschlagen, und entschieden uns für ein Plätzchen, direkt am Fluss, im Schutz einer Trauerweide.

Was hatten wir Spaß das ausgeliehene Zelt aufzubauen und uns einzurichten. Abendessen im Ort zu finden und dann auf Einbruch der Dunkelheit zu warten.

Dann saßen wir da, unterm Sternenhimmel und konnten es gar nicht fassen. Vor unserem Auge erstreckte sich ein riesengroßer, weißer Berg über dem eine Sternendecke hängt. So klar und rein scheint der Himmel über diesem Tal zu sein, die kleinen Punkte am Himmelszelt glitzern vor sich hin. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so wunderschönen Sternenhimmel erblickt. Nicht einmal in der Wüste Dubais.

Lange betrachten wir schweigend, im Dunkeln liegend diese Schönheit. Der Bach plätschert vor sich hin, Grillen singen und über uns erstreckt sich ein Meer aus funkelnden Sternen … Mir war nicht klar, dass die so richtig leuchten können, wie eine Decke legen die Sterne sich hier in der Natur über alles.

Obwohl die Müdigkeit irgendwann siegte und wir uns ins Zelt zurückzogen, hätte ich die ganze Nacht dasitzen und die Ruhe mit dem glitzernden Himmel betrachten können. Die Nacht war kalt und kurz, sodass wir recht bald nach dem Aufstehen aufbrachen und zurück nach La Serena fuhren, wo wir schon erwartet wurden. Dieses winzige Gefühl von sich zu Hause und willkommen fühlen, kam schon nach der herzlichen Begrüßung bei unserem Einzug auf. Wir aßen gemeinsam, verbrachten ausgelassene Abende im Garten mit Gitarrenklängen, erkundeten die Stadt oder spazierten im Dunkeln am Strand entlang. Dies führte dazu, dass wir uns  nicht richtig losreißen konnten, die Reise fortzusetzen. Doch dann war es so weit, ich zelebrierte den Abschied mit einer Wanderung am Morgen der Abfahrt und betrachtete die Stadt von oben, genoss den Moment und war mir sicher, eines Tages an diesen Ort zurückzukehren.

​In kurzer Zeit hat eine Begegnung meinen Weg so sehr geprägt und gute Gespräche hervorgebracht. Und da kann ich sagen, es sind die Menschen, die uns oft Besseres lehren lassen … Selten im Leben wusste ich schnell und so gut, was ich über einen Menschen denken soll.

Manchmal braucht man Abstand oder einen Tapetenwechsel um Dinge besser zu verstehen.

Ich kann es nicht erklären, aber verstehe schon jetzt so gut, warum diese Reise angetreten werden musste. Dankbar und stolz, auf mein Herz gehört zu haben und das alles durch zu ziehen, genau hier jetzt zu stehen, das bin ich!