Die Magie der Zugfahrten in Indien oder auch Reisen in Indien mit dem Zug

Der Zug in Indien gehört zum Reisen durch das wunderbare Land Indien dazu. Zugfahrten in Indien sind für die Bevölkerung erschwinglichen und in verschiedenen Klassen buchbar.  So ist dieses Transportmittel definitiv nicht wegzudenken. Da wir bis jetzt nur mit dem Bus und noch nicht mit dem Zug von A nach B gekommen sind, wird dieses Zugfahren eine ganz neue Erfahrung.

26 Stunden im Zug stehen uns bevor. Wir decken uns am Abend mit Snacks für die Fahrt mit dem Zug ein, denn das Reisen in Indien ist oft für eine Überraschung gut und wir wissen nicht wie Zugfahrten in Indien verlaufen. Nachdem das Ticket buchen sich etwas komplizierter herausgestellt hat. Denn in Indien spontan ein Zugticket zu buchen ist für Touristen nicht all zu einfach. Es gibt natürlich nur eine begrenzte Anzahl an Fahrscheinen und da diese für Einheimische recht erschwinglich sind und die indische Bevölkerung derzeit auf etwa eine Milliarde dreihundertachtundachtzig Millionen zweihundertneunundvierzigtausendfünfundsechzig Menschen geschätzt wird, versteht sich dies von selbst. Dazu kommt, das man eine indische Identifikationsnummer (also einen Pass) haben muss.

Wir buchen das Ticket über einen Mitarbeiter im Hostel, denn es gibt die sogenannten Tatkal Quata Tickes (24 Stunden vorher bekommt man emergency Tickets, vergleichbar mit last Minute Fahrscheinen), welche man am Morgen des Vortags buchen kann. Zwischen 11 Uhr und 11.15 Uhr muss man in den Startlöchern stehen und dann heißt es:  schnell sein. Drei Versuche hat es uns gekostet, somit drei Tage. Wir haben Sleeper Class gebucht und sind gespannt, was uns auf dieser Reise mit dem Zug erwartet.

So geht es am Morgen mit dem Tuck Tuck, ungewöhnlich viel Platz zu dritt , da wir im Grunde gewohnt sind zu viert mit vier großen Backpacks in nur einer Autorikscha zu fahren, zum Bahnhof.

Keine Vorstellung von dem, was uns bevor steht. Geht es los.

Das nächste Abenteuer

Es stellt sich mir die Frage: Wie sind die Zugfahrten in Indien, ja wie ist es beim Reisen in Indien einen ganzen Tag lang im Zug zu sitzen?

      

Erstaunlich gut organisiert finden wir uns an der Zugstation ein und machen uns nach kurzem Suchen, auf den Weg zum richtigen Gleis. Nicht lange warten wir, da fährt der Zug schon ein. Pünktlich und ohne großes Chaos geht die Fahrt auch schon los. Eher ungewöhnlich für eine Reise durch Indien.

  

Unsere Plätze

sind alle zusammen und werden später zu Betten umfunktioniert.
Ein herrliches Leben herrscht im Zug. Das Abteil ist voll mit Einheimischen und wir zwischen drin.

Alle richten sich ein, verstauen Gepäck unter den Bänken und machen es sich gemütlich.

Wir sitzen einer Mutter und ihrem Kind und dem Großvater gegenüber. Wie schön, dass ein Lächeln verbindet. Denn anfänglich ist der Kleine noch etwas schüchtern und weiß nicht genau wie ihm geschieht, doch nach und nach geht er auf Tuchfühlung, sitzt auf dem Schoß, untersucht Rucksäcke und fängt an zu erzählen… Dass er später bleiben will und sich ungern trennt, ist eine weitere Anekdote. Doch zu erst beschreibe ich das Leben im Zug, denn immer wieder laufen Männer durch die Wagons und putzen, bieten Chai Tee oder diverses Essen an. Aber auch Kopfhörer oder Vorhängeschlösser werden verkauft. Ach Indien!

Einige Stopps ermöglichen es Passagieren aus – oder zuzusteigen. Lautes Stimmengewirr ertönt in den Gängen und nach den ersten vier Stunden habe ich mich an das Treiben im Zug gewöhnt…

Neben mir schlägt die Tür immer wieder auf und zu und ermöglicht mir gute Sich auf die Landschaft. Bäume, trockene Wiesen und Hügellandschaften ziehen an uns vorbei.

Sobald man sich Bahnhöfen nähert, breitet sich ein Teppich von Müll aus und die Nase erkennt vor dem Auge, dass es sich um den nächsten Halt handelt.

Am Abend

Es wird kuscheliger. Drei Männer gesellen sich zusätzlich zu unseren Sitzplätzen und bringen einiges an Waren mit. So sind wir inzwischen neun Personen, für 6 Betten. Doch wie sich später herausstellt, ist dies nicht der Rede wert.
Komfort, was ist das?
Da sitzen wir, etwas eng aneinander gequetscht beisammen, vertreiben uns die Zeit mit Spielen, Filmen gucken, Büchern und lassen uns von dem kleinen Jungen unterhalten, der sich in seiner Rolle inzwischen sichtlich wohl fühlt. Es wird gemeinsam gegessen und gelacht. Dafür liebe ich Indien. Obwohl man sich sprachlich nicht verständigen kann, wächst man zusammen. Einfach die Geste, dass man abends etwas zu Essen in die Hand gedrückt bekommt und es als selbstverständlich gilt. Das ist soo schön!

Als wir die Betten runterklappen und uns allmählich zurückziehen, krabbelt der kleine eine Etage höher und kuschelt sich zu mir. Hätte die Mutter es erlaubt, er wäre die ganze Nacht geblieben.

 

Und wie ist so eine Nacht im Zug?

Ganz anders als im Bus. Es ist laut, es ist hell und auch etwas frisch. Ich habe mich in meinen Schlagsack gekuschelt, mir die Kapuze über den Kopf gezogen und versank in einen leichten Schlaf. Hin und wieder wurde ich wach und überprüfte, ob meine Wertsachen sich noch an Ort und Stelle befinden. Sie sind im Rucksack verstaut, eingeschlossen im Packsafe unter meinem Kopf.
Diese Reise im Zug, in der Nacht durch Indien ist ein Erlebnis. Und ich weiß nicht ob mir warm oder kalt ist.

Der Morgen kommt schneller als erwartet, es wird hell und im Zug ist regelrecht Aufbruchsstimmung. Ich drehe mich aber nochmal um und schlafe weiter, bis ich eine Hand in meinem Gesicht spüre! Der kleine Freund war so fasziniert von dem Schlafsack, dass er ihn anfassen wollte und dabei in meinem Gesicht landete. So spielen wir noch kurz, da ich direkt nicht mehr allein auf dem Bett sitze…

Aufgewacht, packe ich meine Sachen zusammen und dann wird das Bett wieder zum Sitz umfunktioniert, da ich in der Mitte schlafe.

Der Morgen ist nebelig und etwas frisch, aber abseits der Gleise herrscht schon ein buntes Treiben- das verrät: in absehbarere Zeit erreichen wir Varanasi – nach 30 Stunden!

Also halte ich fest, beim Reisen durch Indien im Zug wird es nicht langweilig, und die Magie der Zugfahrten in Indien ist etwas einmaliges.

Jaipur, Pushkar, Jaiselmer und Jodpuhr

Jaipur, eine interessante Stadt, reich an Tempeln und sehr schönen Bauten. Da weiß ich nicht  recht, wo ich anfangen soll. Aber auch Pushkar, Jaiselmer und Jodhpur haben einiges zu bieten. Natürlich könnte ich wieder über all die Gebäude berichten, wie Beispielsweise den City Palace in Jaipur, wo wir sagenhaft schöne Architektur bewunderten, in Pushkar das Kamel Festival, in Jaiselmer die Wüste und unser Ausflug zu den Royal Cenotaphs und auch Jodhpur, die blaue Stadt hat uns einiges gezeigt, aber was es doch eigentlich ausmacht sind diese unvergesslichen Erlebnisse, jene, die unter die Haut gehen und damit unvergesslich bleiben.

Ich möchte damit nicht sagen, dass mich die Besichtigungen kalt lassen, es ist ein Zauber, der einen umgibt, wenn man davor steht, es anfassen kann und sich bewusst macht, was für Arbeit hinter all dem steckt, wie wichtig es für die Bevölkerung ist. Aber im Leben sammelt man viele Eindrücke, macht Fotos und blickt auf Erlebtes zurück. Man fängt an zu vergleichen. Doch wenn etwas einen so richtig berührt, da wird kein Bild benötigt um sich zu erinnern, denn es ist tief im Herzen verankert.

So habe ich, neben all’ den herrlichen Sehenswürdigkeiten,  wieder einen Moment fürs Herz mitgenommen und zwar in Jaipur.

Der Tuck Tuck Fahrer hat uns zu sich nach Hause eingeladen. Schon am ersten Tag bietet er uns für den Folgetag an, zwei Tagen am Stück ist er ein treuer Begleiter, seiner Familie einen Besuch abzustatten und uns sein zu Hause zu zeigen.

Ganz stolz und in gebrochenem English erzählt er uns, dass seine Frau den besten Chai kocht und wir unbedingt das Omelett probieren müssen.

So machen wir uns nach all den Sehenswürdigkeiten auf den Weg, tief ins Dorf hinein, an Müllbergen und provisorischen Häusern vorbei, die Straße gleicht einem Feldweg mit unzähligen Löchern und Steinen. Immer wieder umfahren wir Kühe, Hunde oder Kinder, die spielen. Mir geht durch den Kopf, dass die Einheimischen sich kein Bild von unserem Leben machen können und dies auch gut so sei, denn sonst würde die Freude und der Stolz sicher ein Stück verloren gehen, mit dem wir immer weiter in das Dorfleben eintauchen dürfen. Mustapher, so heißt unser Fahrer, steuert sein Fahrzeug zielsicher an Mauern und bunten Straßenständen vorbei. Hinter einer weitern Kurve stoppen wir, steigen aus und gehen durch ein Eisentor, die Haustür. Wir werden in einen Hof geführt. Zwei Frauen sitzen auf dem Boden und verzieren Armringe. Sie werden uns als seine Frau und Schwägerin vorgestellt. Mit einem Lächeln begrüßen wir einander, die Arbeit wird bewundert und ein Gespräch mit Händen und Füßen beginnt. Es wird so viel Gelacht und aus dem kleinen, ganz einfachen Haus, kommen uns zwei Kinder entgegen. Der ganze Stolz von Mustaphers Bruder und seiner Frau. Sie stellen vier Plastikstühle für uns in eine Reihe und zeigen uns alles. Es gibt für acht Familienmitglieder drei Zimmer, zwei Küchen, eine Toilette und eine Dusche. Die Zimmer sind spärlich bis gar nicht eingerichtet, meist befinden sich Betten und einige Kleidungstücke im Raum. Wichtig, so erklären uns die Kinder, ist ein Fernsehapparat.  Aber auch eine Näh-und Waschmaschine können wir vorfinden. Nach der Hausbesichtigung nehmen wir Platz. Im Dorf spricht sich Besuch von Touristen wohl schnell rum, denn in kürzester Zeit gesellen sich Nachbarn und andere Dorfmitglieder zu uns. Neugierig werden wir begrüßt und angestarrt. Natürlich werden dann ersteinmal einige Fotos gemacht, die Kinder fassen uns an und ein Lächeln verbindet auch hier wieder sehr.

Nach und nach gehen einige der Nachbarn nach Hause und andere kommen hinzu. Wir werden in das Innere des Hauses gebeten. Es herrscht eine so schöne Atmosphäre und ich kann gar nicht beschreiben wie sehr diese Einfachheit und liebevolle Art mein Herz berührt. Alle lachen, sitzen zusammen gequetscht auf dem Bett und reden wild durcheinander. Wir haben wieder auf unseren Stühlen Platz genommen, die für uns ins Zimmer getragen wurden. Nachdem sich noch ein paar weitere Nachbarkinder dazugesellen, bekommen wir den angepriesenen Chai serviert. Und was soll ich sagen?! Nach all der Erfahrung und den zahlreichen Chai Tees im laufe der Zeit, hat Mustapha nicht übertrieben. Nirgendwo in Indien hatten wir je wieder einen Chai wie diesen. Und auch das Omelett kann was. So sitzen wir da, unterhalten uns, machen Quatsch mit den Kindern und lachen aus tiefstem Herzen. So eine wunderbare Erfahrung, die sich für immer in unserem Herzen niederlassen wird. Doch auch die schönsten Momente finden ein Ende und so verabschieden wir uns nach einigen Stunden und dem wundervollen Nachmittag. Durch diese Zusammenkunft werde ich Jaipur nie vergessen (noch heute, 6 Wochen später haben wir über WhatsApp Kontakt zu Mustapher).

   

Doch da gibt es drei Orte in dieser Stadt, die für mich einen besonderen Zauber haben.

Der Tempel in Monkey Town. So ein friedvoller und schöner Ort, der kaum besucht ist. Vielleicht kommt dieses magische Gefühl von der umgebenen Ruhe, dem Gefühl alles für sich allein zu haben und einfach nur genießen zu können und vollkommen ungestört zu sein.

Vorher habe ich noch nie davon gehört, aber wir besuchen einen Tempel, wo sich die Frauen waschen, es eine heilige Kuh mit 5 Beinen gibt und wir gesegnet werden.

Unglaublich, diese bunten Gewänder im Wasser zu sehen, denn nur wenige, eher die jungen Inderinnen, legen ihren Sari ab. Es herrscht eine ausgelassene und fröhliche Stimmung und auch wenn es für mich persönlich unvorstellbar ist, sich in diesem Wasser, was doch sehr schmutzig aussieht zu waschen, genieße ich dieses Erlebnis.

Auf dem Rückweg besichtigen wir einen Tempel. Ein älterer Mann kommt auf uns zu , erklärt uns einiges und legt uns einen rot gelben Faden um das Handgelenk. Danach bekommen wir einen roten Punkt auf die Stirn und werden gesegnet. Dies ist etwas so wertvolles, was ich mitnehme: egal wer du bist, egal wie du aussiehst oder wo du herkommst, du bist willkommen und ein Teil der Gemeinschaft.

  

Durch ein Gespräch mit einem jungen Inder, der gerne fotografiert, bin ich auf den Circel Garden aufmerksam geworden. Ein Park hinter einem Straßenkreisel, der sich als wirkliches Juwel und gar nicht touristisch herausstellt. Das Highlight ist tatsächlich das Eingangstor. Man betritt ein offenes Gebäude mit zahlreichen Rundbögen in den schönsten Farben und Verzierungen.

        

Nach all den schönen Gebäuden, ja gar Palästen, geht es weiter. Zum Kamel Festival nach Pushkar. Schon unser Vorhaben, spontan ein Zimmer zu bekommen ist eine Herausforderung, denn wir sind nicht bereit Unmengen an Geld zu zahlen. Die Preise liegen extrem über dem Durchschnitt und so ist es im Nachhinein betrachtet nicht verwunderlich, dass sich unser Schnäppchen als nicht all zu gut herausstellt. Aber es war ok. Leider gleicht das besagte Kamel Festival eher einem Rummel und wir kommen uns vor wie auf einer rieseigen Kirmes. Überfüllt und nicht unseren Vorstellungen entsprechend, welche man sich ja doch macht, wenn etwas groß angepriesen wird, verbringen wir drei Tage mit Bummeln, in netten Cafés sitzen, gutem Essen, tollen Begegnungen und viel Zeit mit Gesellschaftsspielen. Der Abend ist gefüllt mit dem Bühnenprogramm des Festivals und die Meinungen gehen auseinander. Da die Rede von einer Braut und Bräutigam Show ist, sind wir gespannt auf das Programm und finden uns zwischen den Einheimischen vor der Bühne ein. Es stellt sich heraus, dass der Humor ein ganz anderer ist und so gucken wir zu, wie Touristen in netten Gewändern zurecht gemacht auf die Bühne komme um sich dem Publikum zu präsentieren. Im nachhinein sind wir über den Sinn auch informiert, da wir unserm Vermieter auf die Show ansprechen und er uns erklärt, dass es zur Unterhaltung der Einheimischen dient. Die ist dem Veranstalter gelungen, denn das Publikum erfreut sich an der Darbietung. Aber auch sehen wir traditionelle Tänze und ein Konzert eines Superstars hier in Indien. Es ist zwar ein anderes Land, es herrschen unterschiedliche Wertvorstellungen und auch der Glaube ist andersartig, doch bei dem Konzert ist gut zu erkennen, dass wir Menschen alles aus einem Ursprung stammen. Es wird gefeiert und gelacht, getanzt und applaudiert, geschrien und gefilmt was das Zeug hält. Auch wenn es eine Abtrennung für Männer und Frauen gibt, auch wenn der VIP Bereich sehr leer ist und nur wenige, dafür aber dann die Poser vom Dienst, sich dort aufhalten. Für mich sehr amüsant, denn ich stehe direkt an der Abtrennung und ein junger Inder versucht meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, tuschelt mit seinen Freunden, guckt immer rüber und als ich ihn freundlich anlächle, hüpft er rum und guckt immer wieder verlegen zurück. Am Ende kommt er dem „Zaun“ immer näher, aber ich drehe mich um und suche das Weite.

Leider machen wir an diesem Abend unsere erste, aber auch letzte, unschöne Erfahrung mit den indischen Männern. Denn nach Ende des Konzertes bildet sich eine Menschentraube und alle wollen die Open Air Arena gleichzeitig verlassen. Wir drängeln uns an der Seite vorbei, auf der Suche nach etwas zu Essen abends noch schnell durch die Gassen stellen wir fest, dass es überall von Männergruppen nur so wimmelt. Sie kommen uns unangenehm nah, wollen uns an den Haaren und Armen anfassen und akzeptieren ein Nein nur mühsam. Die späte Stunde und der Alkohol verleihen ihnen wohl etwas zu viel Mut und so beschließen wir, dass Weite zu suchen, uns aus dieser unangenehmen Situation zu befreien. Es ist nichts passiert und kam auch zu keinen Übergriffen, doch ein ungutes Gefühl macht sich breit und dem kann man ausweichen, indem man auf sein Bauchgefühl hört und einfach reiß aus nimmt.

    

Mit all diesen Erfahrung, auch wenn einige sehr ernüchternd sind, und einige, kleine, Mitbringsel mehr im Rucksack macht sich die Vorfreude auf Jaiselmer breit.

Wir treten unsere letzte gemeinsame Busfahrt in dieser Konstellation an und erreichen am frühen morgen unser nächstes  Ziel. Eine Stadtmauer der Extralative erstreckt sich vor unseren Augen, in goldgelben Sandfarben ragt auf einem Hügel eine richtige Festung. Jaiselmer.

Es ist frisch und die Müdigkeit macht diesen Zustand nicht besser. Aber wir werden mit Decke auf der Dachterrasse empfangen, bekommen einen warmen Chai serviert und können zügig unser Zimmer beziehen.

Nach dem wir Frühstück in der Stadtmauer hatten und einen kleinen Spaziergang durch die Gassen machen, bereiten wir uns am frühen Nachmittag für die Wüstensafari vor.

Ein offener Jeep steht vor der Tür und der Fahrer signalisiert uns, einzusteigen. Eine Fahrt aus der Stadt hinaus, durch Steppenlandschaft und mit ordentlich Wind, der uns um die Nase weht, führt uns mitten ins Nirgendwo. Wir halten, ein älterer Mann lädt einige Dinge in den Jeep und springt auf. Wir sind kurz verwundert, steht da, zwischen all dem Gestrüpp eine Person, die Zielsicher abgeholt wurde. Es stellt sich heraus, das dies unser Koch für den Abend ist. Denn uns erwartet ein Abendessen unterm Sternenhimmel, so nehmen wir es an. Dass alles anders kommt als erwartet, lest ihr gleich.

Zurück zur Wüstentour. Nach einer weiteren Fahrtstrecke, insgesamt fahren wir so um die 2,5 Stunden, sind wir da. Stolz halten wir und uns wird die Wüste angepriesen. Allerdings ist Wüste wahrhaftig das falsche Wort. Vor uns liegen hohe Sanddünen, eingebettet in kahle Natur. „go and explore the desert. We will preparing the Dinner . You can be back at 6!“ ist die Ansage unseres Guides. Wir fragen uns, wie zwei Stunden auf diesen beschaulichen Dünen reichen sollen. Spaß bei Seite. Das Gefühl barfuß in diesen Sand einzutauchen, warm und fein, ist schon etwas Besonderes. Weicher, angenehmer Sand legt sich um unsere Füße und so spazieren wir auf und ab. Es gibt nicht viel, was einen ablenken kann. Die Ruhe um einen herum wird von Hundebellen oder Vogelgezwitscher unterbrochen. Und dann von lauten Rufen, wir mögen bitte zurück kommen, das Essen ist soweit.

Der Himmel färbt sich in zarten Rosatönen und somit verabschiedet sich die Sonne, es wird dunkler und dichte Wolken ziehen auf.

An einem windgeschützten Platz, einem Busch, brutzelt heißes Öl in einem Topf und uns werden bunte Chips gereicht, die in dem Öl erst frittiert werden und vorher rohen Nudeln gleichen. Ich habe in meinem Leben wohl noch nie so farbenfrohe Chips gesehen oder gegessen. Die Stimmung ist ausgelassen, wir lachen, bekommen die Kochvorgänge erklärt du reden über das Leben, das einfache Leben was die Menschen hier führen. So erfahren wir von dem Familienstand der beiden Männer und dass einer von ihnen täglich viele km zu Fuß durch die Wüste zurücklegt. Inmitten der Gespräche fängt es an zu Donnern und Blitze erhellen den immer dunkler werdenden Himmel, bis es auf einmal anfängt zu regnen. Nicht wie wir es kennen als kleiner Schauer, sondern enorm viel Wasser in extrem kurzer Zeit, dass da auf uns einprasselt. Wir flüchten in den Jeep, sind jedoch von oben bis unten durchnässt. So sitzen wir nun da, warten dass der Regen nachlässt, denn ein Losfahren ist nicht möglich… Doch dann, der Motor startet und es geht zurück. Mit unseren nassen Klamotten durch die anbrechende Nacht, der Wind scheint kälter zu sein und wir alle freue uns auf eine warme Dusche und das Bett. Wie gut, dass keine Übernachtung in der Wüste in unserem Plan inbegriffen war. Im Hostel angekommen, nutzen wir jeglichen Platz um unsere Kleidung zu trocknen, es ist spät in der Nacht, der Regen bahnt sich seinen Weg durch jede Ritze und läuft sogar in unserem Zimmer die Wände runter. Andere Länder, andere Sitten. Denn keiner macht sich etwas daraus….

Nun hat unsere liebe Carina die Gruppe verlassen und ist auf dem Weg nach Hause.

Wir schlendern durch das Fort und besichtigen die ein oder andere Sehenswürdigkeit, organisieren die Weiterreise am folgenden Tag und schließen den Aufenthalt hier mit dem Besuch der Royal Cenotaphs, eine alte Tempelanlage, etwas außerhalb gelegen, aber wunderschön, ab. Besonders in der Abendsonne!

Befinden wir uns nun in Jodpur, ein ungeplanter, aber notwendiger Zwischenstopp, um unser nächstes Ziel zu erreichen. Hier wollen wir für eine Nacht zur Überbrückung unterkommen, landen ein richtigen Glücksgriff mit unserem Hostel und verbringen am Ende 3 Tage dort, da die Tickets für den  Anschlusszug nur schwer zu bekommen sind…

Die Zeit vertreiben wir uns mit einer Walking-Tour durch die sogenannte blaue Stadt, mit gemütlichem Zusammensitzen und Essen. Auch besichtigen wir einen weiteren Tempel, den Jaswant Thada, der sich schön und ruhig, nicht überlaufen, etwas außerhalb der Stadt befindet, wir schlendern über den Markt beim Clock Tower und bereiten uns auf die kommende Reise vor. Die erste Zugfahrt für uns in Indien.

Clock Tower

Jaswant Thada

   

Ein anderer Blick. Orte die viel zu bieten haben. Optisch und mental – Agra und Rishikesh

Es gibt so viele Orte, die mehr zu bieten haben als nur das, was überall geschrieben steht, man immer auf Bildern sieht oder hört.

So ist es auch mit Agra. Neben dem Taj Mahal gibt es noch andere Sehenswürdigkeiten. Obwohl das imposante Werk im Mittelpunkt steht. Zu Recht!

Doch auch Agra Fort oder auch Rotes Fort genannt, kann sich sehen lassen… Diese Palast- bzw Festungsanlage diente als Residenz der Moguln und wird heute teilweise militärisch genutzt, so dass gewisse Teile des Geländes der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Leider extrem überfüllt bei unserer Ankunft, aber dennoch beeindruckend.

   

 

Was für Arbeit hinter all dem steckt, wie tief diese Bauten vom Glauben geprägt sind und wie wunderbar sich die Bewohner einst fühlen mussten.

Ich gehe dort durch, bestaune die filigranen Verzierungen, die kleinen Fenster und einfach dieses weitläufige Gelände.

Leider taucht immer wieder ein Pulk von Menschen auf und in Ruhe alles auf sich wirken zu lassen fällt schwer…

Es gibt einen wunderschönen Platz, mitten im Inneren der weitläufigen Anlage, an dem sich kaum Menschen aufhalten. So schön!

Mit dem Nachtbus geht es 12 Stunden Richtung Rishikesh.

Ein Ort, der viel Ruhe und Entspannung bringt. Und mein Plan eigentlich eine Wanderung war. Doch leider spielte die Gesundheit nicht so mit. Der Magen muss sich dem Essen noch anpassen und mein Körper sagt ganz klar: mach langsam

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So genieße ich Ruhe, blauen Himmel und andere, Erlebnisse, wie zum Beispiel eine Begegnung beim Essen mit einem Affen. Wir sitzen gemütlich am Tisch, mit Ausblick auf den wunderschönen Fluss unterhalten uns. Da steht plötzlich, aus dem Nichts, ein Affe an unserem Tisch und girrt aufs Essen. Bevor wir wissen wie uns geschieht, schnappt er sich etwas vom Teller und läuft davon. Bis zu dem Zeitpunkt finden wir noch nichts bedrohliches an diesen Tieren, die überall frei herum laufen. Doch dieses Erlebnis war etwas, ja wie soll ich sagen, eine Begegnung der besonderen Art. Denn fauchend und mit gefletschten Zähnen, Auge in Auge (was zu vermeiden ist/ Augenkontakt) direkt mit diesen Wesen konfrontiert zu werden ist nicht mehr süß.

  

Rishikesh gilt als eine wahre Yoga Oase. Viele schöne Cafés und Resturants entlang des Flusses laden zum verweilen ein.

Ich denke, jeder Ort hat etwas ganz spezielles und besonderes für mich auf Reisen und von diesem besonderen Gefühl hier erzähle ich nun.

 

Eine Lichter Zeremonie am Abend hat mich sehr berührt und beeindruckt, auch wenn ich sprachlich nicht viel verstehe, fühlt man diesen Zusammenhalt. Wir sitzen in einer der ersten Reihen und blicken auf den Fluss (Ganges).Hier aufgereiht stehen auf kleinen Sockeln die Gläubigen und bereiten sich auf die Zeremonie vor.

Von einem Zauber umgeben nehme ich daran teil, Feuer wird geschwenkt und Gesänge erklingen. Wir bekommen eine kleine Lampe mit brennendem Feuer in die Hand und sind richtig eingebunden. Es wird gezeigt und erklärt wie wir die Lampe bewegen sollen während die Gebetsgesänge erklingen. Viele schließen die Augen und singen mit, so ein schönes Gefühl!

   

Später bekommen wir Blumenblüten in die Hand und geben diese, nach einem unausgesprochenen Wunsch ins Wasser. Auf dem Weg zurück werden wir mit einem roten Punkt auf der Stirn und einem Segen in Form von einer Hand auf dem Kopf mit Zuckerperlen verabschiedet. Der gläubige Teil endet damit.

Aber die schönste Erfahrung in Verbindung mit all der Wärme und dem Dazugehörigkeitsgefühl erleben wir im Anschluss.

Wir werden gefragt ob wir tanzen möchten. Ich bin direkt dabei und man kann sich nicht vorstellen, wie schön dieses Tanzen ist. Es werden Gotteslieder gesungen und alle haben so viel Freude, binden mich ein und zeigen, wie man sich zu der Musik bewegt. Es ist unglaublich. Stehen wir im Kreis, werden von allen Seiten angelacht, fassen uns an den Händen, tanzen in der Mitte und werden am Ende umarmt.

Zum krönenden Abschuss essen wir noch einen Snack auf der Straße und trinken den besten Lassi seit Beginn der Reise.

Ich liege im Bett und bin so dankbar, all diese Erfahrungen sammeln zu können. Man fühlt sich so willkommen und wird so freundlich aufgenommen.

Taj Mahal

4:30 Uhr, der Wecker klingelt, es ist dunkel und das Aufstehen fällt nach viel zu wenig Schlaf erstaunlich leicht.

Schon am Abend zuvor können wir einen Blick auf das Mournament der Liebe werfen. Im Licht des Sonnenuntergangs präsentiert es sich so prachtvoll und mit einer unbeschreiblichen Schönheit. Dieses Bauwerk, auch aus der Ferne und im Verhältnis recht kleine, strahlt eine enorme Kraft aus. Da sitzen wir, mit Blick auf dem Taj Mahal und mir geht der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass es mehr oder weniger eine Liebeserklärung ist. Eine sehr beeindruckende, denn 20 Jahre dauerte die Fertigstellung…

Dasitzen und den Moment genießen, den Augenblick auf sich wirken lassen und ein Foto, neben vielen digitalen, mit den Augen machen. Ein Moment, der nur für das eigene Bewusstsein ist.

Es ist dunkel und nebelig. Doch dann, das Licht kämpft sich langsam durch und im Nebel erblicke ich die hellen Türme des wunderschönen Taj Mahals. Eins der sieben modernen Weltwunder, welches ich mehr oder weniger am Anfang dieser Reise erblicke. Das Wahrzeichen Indiens! Groß und mächtig erstreckt sich dieses gewaltige Gebäude vor meinen Augen. Und obwohl wir morgens um 5:00 Uhr am Eingang stehen und warten bis die Tore geöffnet werden, befinden wir uns in einem Pulk von Menschen, die diesem Zauber etwas entgegen wirken.

Fast mystisch erscheinen nach und nach die Umrisse und ein Gefühl der Ehrfurcht sucht mich heim. Ein Rundgang und die Grabstätte im Inneren zeigen deutlich, wie viel Liebe und Arbeit in diesem Meisterwerk steckt.

Der Himmel klart etwas auf und es ist uns gegönnt, die hellen Steine, von der Sonne angestrahlt, zu betrachtet. Bilder können die Magie nicht einfangen und dennoch kann ich mich nicht beherrschen und zahlreiche Fotoaufnahmen machen!

Ein schöner Abschuss dieses morgendlichen Highlights ist unser Frühstück, mit Blick auf den Taj Mahal. Von vielen Seiten in Agra kann man ihn sehen, vom Fluss aus (zB während einer Bootstour) oder mit Blick auf die Bauten im Garten Mehtab Bahg.

      

Begegnungen mit viel Gefühl in Indien

Weltreise Tag 372, ein ganz normaler Tag und eigentlich sind wir nur zur Überbrückung  an diesem Ort geblieben. Ob es Zufall oder Schicksal war, ich weiß es nicht. Aber es sollte so sein!

Ein Fahrradausflug in umliegende, kleine Dörfer zeigt das Leben der Mittelschicht in Agra.

Wir begegneten einer Familie, die uns offen und herzlich empfängt, für die Dorfgemeinschaft ein großes Essen zubereiten und uns herumführt.

Die einfachen Lebensumstände lassen mich einmal mehr spüren und das nicht zum letzten Mal, wie gut es mir geht und was für ein Glück ich doch habe.

 

Ohne gegenseitiges Sprachverständnis verbringen wir eine knappe Stunde zusammen. Ich werde herumgeführt, bekomme immer mal wieder ein Lächeln Geschenkt und soll alles unbedingt fotografieren. Zeigt man die Bilder, erhellt sich das Gesicht zu einem Strahlen und ich habe das Gefühl, diese einfachen aber unglaublichen  freundlichen und offenen Menschen, sind sich ihrer Schönheit gar nicht bewusst. Dieser Einblick gewährt mir das wahre Leben in einem völlig fremden Land und daher bin ich gespannt wie es weiter geht.

       

Besichtigung einer Kuhfarm, in der Mensch und Tier unter einem Dach leben, eines ganz normalen Hauses und vielen Kindern am Straßenrand, die einem zuwinken und hinterherrufen, bereiten wir mit einer Familie in ihrem Haus und ihrer Küche eine gemeinsame Mahlzeit zu. Es wird erklärt, wie das indische Brot (Chapati) gemacht wird, wir dürfen sogar mithelfen, und was in ein Curry alles reinkommt… dieses Erlebnis ist einmalig und die Kinderschar berührt mein Herz, besonders als wir ein Selfie machen, besser gesagt mehrere, und sie sich so sehr freuen. Die kleinen Jungs drücken sich fest an mich und wollen gar nicht mehr aufhören in die Kamera zu winken. Nachdem ich diesen Moment digital einfangen kann sucht mich ein Gefühl der Wärme und Liebe heim. Mein Herz ist voller Dankbarkeit, ich bin überwältigt und kann nicht richtig begreifen, was passiert. Es ist so ein schönes Erlebnis und wird für immer in meiner Erinnerung ruhen. Der Abschied fällt schwer, fliegende Küsse und laute Kinderstimmen, die „Bye bye“ rufen, begleitet von Winken und Hinterherlaufen, folgen uns noch eine Zeit auf der Straße entlang, wo wir nach kurzer Zeit mit den Rädern um die nächste Kurve verschwinden.

   

Auch die Weiterfahrt ist geprägt von freundlichen Gesichtern am Straßenrand, ich komme mir vor wie eine Berühmtheit und verstehe den Sinn dieser Begeisterung, nach Erklärungen, aber viel besser und es leuchtet auch ein. Denn wenn du dein Land nie verlassen kannst, ist es natürlich etwas Besonderes, Europäer im eigenen Land zu sehen. Oft geben die Kinder einem die Hand, einfach um die helle Haut mal anzufassen… Das, hier und da ein Foto gemacht werden will, auch wenn es nach einiger Zeit lästig wird, kann ich gut verstehen. Denn schließlich laufe ich auch mit der Kamera umher und versuche Momente einzufangen und schaffe mir dadurch Erinnerungen und Eindrücke, die ich gern mit dir teile.

Diese Herzlichkeit spüre ich zum Ende unseres Fahrradausfluges noch Einmal ganz besonders. Denn wir halten an einem Feld, auf dem eine Gruppe von indischen Frauen arbeitet. Um ein Foto zu machen gehe ich auf sie zu und frage, ob es in Ordnung sei. Mit großer Begeisterung stimmen sie zu. Hinter mir steht ein kleiner Junge, der mir stolz erzählt, dass das Land seinem Vater gehört, dass die herumlaufende Ziege seine eigene wäre, dass auf dem Feld seine Mutter, Großmutter und Tanten arbeiten. Mir geht das Herz auf, wie er voller Stolz und leuchtenden Augen so viel Ehrfurcht vor diesem sehr einfachen Leben hat. Seine Mutter bittet ihn, so verstehe ich es, mir ein paar Obergienen aus dem riesigen Feld zu geben, denn er verschwindet in der grünen Oase und kommt mit vier wunderschön lilanen Gemüsestücken zurück und überreicht sie mir stolz. Ich weiß gar nicht wie mir geschieht und nehme sie dankend entgegen… Mit diesen Zeilen möchte ich den Bericht beenden, denn es ist ein kleiner Ausschnitt, der zeigt wie sehr ich schon jetzt in diesem Land angekommen bin.

  

Und dann Indien

Im Hostel an der Wand steht geschrieben, man solle sich nicht so viele Gedanken machen und stattdessen seinem Herzen folgen, denn dieses kennt den Weg! So geht es mir hier. Es ist ganz egal was andere sagen, ganz egal was irgendwo geschrieben steht, jeder hat ein anderes Empfinden für gewisse Dinge und muss selbst herausfinden wohin es einen zieht!

Ein erster kurzer, aber authentischer Bericht über drei Tage in einem Land voller Farben und Gerüche, in einer Stadt geprägt von Chaos, einer unglaublichen Geräuschkulisse und Dreck.

Aber besonders von sehr hilfsbereiten, offenen und freundlichen Menschen.

Delhi

Nachdem wir uns alle im Hostel einfinden, etwas einrichten und zwei Stündchen schlafen, machen wir uns auf zur ersten Erkundungstour. Es geht durch überfüllte Straßen, mit lautem Gehupe und sehr speziellen Fahrweisen. Ein komplett neuer Eindruck. Aber ich fühle mich gut. Dieses Unterwegssein, da ist es wieder. Mit all seinen Gefühlen von Spannung, Freude und Ungewissheiten- einfach herrlich!

Ein Tempel mit Lichtspielen, am Abend, ganz in der Nähe, ist die Empfehlung und da sich der Ankunftstag schon dem späten Nachmittag nähert, soll dies das erste Highlight sein. Zu Fuß, ein bisschen Bewegung ist nach der Anreise gar nicht schlecht, geht es gute zwei Kilometer durch die Gassen Delhis zum Akshardham Tempel.

Nachdem immer wieder gefragt wird wo es hin geht, ob wir nicht Autorikscha fahren wollen, ist das Ziel erreicht.

Völlig überlaufen und in einem Getümmel von Einheimischen geht es mit dem Strom immer weiter. Taschen, Handys und Kameras dürfen nicht verwendete werden und wir geben dieses an einem dafür vorgesehenen Schalter ab.

Von außen sieht man unzählige Menschen und Zäune, kann den Tempel nur erahnen. Doch sobald wir die Sicherheitsvorkehrungen durchlaufen, erstreckt sich vor uns eine wunderschöne Anlage mit einem pompösen Hauptgebäude. Ich kann gar nicht in Worten beschreiben wie schön dieser Anblick ist. Der hinduistische Akshardham Tempel ist offiziell seit 2005 zugänglich und besitzt einen Mix aus Architekturstilen aus ganz Indien. Er besteht komplett aus rotem Sandstein und Marmor. Die aufwändig geschnitzten Figuren stellen Gottheiten, Musiker, Tänzer, Fauna und Flora dar. Viele verschiedene Funktionen bietet die heilige Stätte, unter anderen gibt es ein Theater, welches Delhis erste und einzige großformatige Leinwand Besitz. Auch kann eine Bootsfahrt gemacht werden, die sozusagen mit einer 12 minütigen Reise durch Indiens10000 jährige, rumreiche Geschichte führt. Des weitere beherbergt die Anlage Indiens größten Stufenbrunnen und auch der Garten, gesäumt von Skulpturen, trägt zur Kultur und Geschichte des Landes bei.

Der Weg zurück ging fix mit der Autorikscha und die erste Nacht  brachte den wohlverdienten Schlaf.

Ein gemeinsames Frühstück im Hostel am nächsten morgen, erste Befindlichkeitsbesprechung und etwas Planung später ging es mit der Metro zum ersten ausgewählten Stopp, den Lodi Gärten, welcher viele beherbergt.

Ein wunderschöner Ort voller Ruhe und weitläufigem Gelände, mit einer Fläche von  360000 m². Teilweise kann man hier Paare beobachten oder Eltern beim Spielen mit ihren Kindern. Wunderschöne Blumen und zahlreiche architektonische Werke des 15 Jahrhunderts, schmücken diesen Park, der ein gutes Beispiel für die Kombination aus hinduistischem und islamischen Baustil bietet.

Nachgesagt, dass man als  Europäer in einem Land wie Indien auffällt und angeschaut wird, dass ist nichts ungewöhnliches. Die ersten Berührungspunkte erleben wir schon.

    

Ein 20 minütigen Fußmarsch später stehen wir vor dem  Mausoleum von Safdarjung. Dieses Werk ist einer der letzen großen Bauten der Mogul-Architektur in Indien. Die Errichtung knüpft an die früheren Bauten des Humayun- Mausoleums und das Aka-Mausoleum an und die Fertigstellung der Grabstätte dauerte mehrere Jahre, noch lange bevor der Perser Mirza Muqim Abul Mansur Khan im Jahre 1754 verstarb, wurde mit der Errichtung begonnen. Diese Schönheit lässt sich nicht beschreiben. Wie gemalt erstreckt sich vor uns ein traumhaftes, palastartiges Gemäuer, welches oft als „letztes Aufleuchten der Mogul-Architektur“ bezeichnet wird. Und nachfolgende Herrscher oder hohe Staatsbeamte waren nicht mehr in der Lage, sich ein derartig aufwendiges Grabmal zu leisten

                   

Auch hier ist es erstaunlich ruhig und nur wenige Einheimische besuchen diesen Ort… Für  uns als Einstieg ideal.

Der Tag zieht so dahin und ein weiteres Ziel, für mich das Schönste an diesem Tag, ist der Bangla Sahib Tempel. Der ehemalige Bungalow eines indischen Herrschers ist an der goldenen Kuppel und dem hohen Fahnenmast zu erkennen. Eins der bekanntesten Gotteshäuser in Delhi. Die Verbindung mit dem achten Guru ist das ausprägenste Merkmal, da er bei seinem Aufenthalt in Delhi (1664) in diesem Tempel wohnte und durch seine Hilfe bekamen die Armen  frisches Wasser aus dem Brunnen und erfuhren so etwas Hoffnung in der  Zeit der Pocken und Chohla Epidemie. Das Wasser in dieser Tempelanlage wird als heiliges Wasser angesehen und überall auf der ganzen Welt von den Siks verehrt. Den Glauben so alltäglich wie möglich zu gestalten, hart und aufrichtig zu arbeiten oder auch mit anderen teilen, sind ganz groß zusammengefasst die wesentlichen Grundgedanken.

Dieses Teilen war ganz deutlich spürbar, aber zu erst einmal ziehen wir  Schuhe aus und geben sie ab, bekommen eine Kopfbedeckung und dürfen im Inneren des Tempels, wo ein großer, goldener Buddha in dem Eingangsbereich hervorsticht, keine Fotoaufnahmen machen.

Vor dem Betreten steigt man durch ein Wasserbad und bekommt erklärt, dass die Hände während des Durchganges gefaltet zu halten sind.

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Barfuß durch die Heiligen Hallen zu laufen gibt mir ein so wohliges Gefühl. Die Teilnahme an dem Gebet, mit all den schönen Klängen und hingebungsvollen Menschen lässt meinen Köper durchströmen, eine richtige Gänsehautstimmung.

   

Doch was dieses Erlebnis so besonders macht ist das gemeinsame Abendessen. Wir besichtigen die Küche und im Anschluss geht es in eine große Halle, in der lange Teppiche liegen, so dass man sich zum gemeinsamen Essen versammelt.

Die Stimmung ist, obwohl es voll und laut ist, sehr freundlich. Die Essensausgabe erfolgt zügig aber ohne Stress und ein großes Gemeinschaftsgefühl macht sich in mir breit. Obwohl man auffällt und somit eindeutig nicht dazugehört, fühle ich in diesem Moment das Gegenteil. Teil von der Gemeinschaft zu sein, in welche man so herzlich aufgenommen wird und alle einem hilfsbereit und über freundlich, manchmal die Männer etwas aufdringlich, entgegentreten. Mir fehlen Worte um dieses Erlebnis nur ansatzweise zu beschreiben. Ich kann nur sagen, der Tag war perfekt. Ein prima Start und macht Lust auf mehr, denn so glücklich und zufrieden, richtig selig, habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.

 

   

Nach einer sehr kurzen Nacht geht es wieder weiter. Die Denkmalstätte Qutb Minar, ein wirkliche bezaubernder Ort, nur leider viel zu voll, lässt einen spüren, wenn man bei diesem fünfstöckigen Turm steht, wie klein man doch ist. dies ist ein Sieges- und Wachturm in Delhi. Qutb Dinar zählt zu den höchsten Turmbauten der islamischen Welt und gilt als frühes Meisterwerk der indo-islamischen Architektur. Der Sieges- und Wachturm ist seit guten 15 Jahren als  Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt.

wir stehen davon nund fragen uns , ob der Turm bestigen werden kann. bis 1981 war dies möglich, doch eine Besteigung ist für Besucher nicht mehr erlaubt, nachdem bei einem Stromausfall und einer nachfolgenden Massenpanik 45 Menschen ums Leben kamen.

Wir sind die Stars in dem Menschengewusel und bekommen schon am Eingang einen Vorgeschmack. Gibt es doch eine Touristen Schlange, auf welche allerdings keine Rücksicht von den Landsleuten genommen wird, doch wir werden durchgewunden (zahlen auch einen viel hören Preis an Eintrittsgeld) und schon nach ersten Bildern gefragt…

Mit dem Uber erreichen wir Humayuns Mausoleum,die Anlage ist riesig. Der Grabbau von Nasiruddin Muhammad Humayun (1508–1556), dem zweiten Herrscher des Großmogulreiches von Indien, dauerte acht Jahre und wurde von seiner Frau nicht nur angeordnet sondern mit wachsamen Augen, teilweise auch durch ihre Anwesenheit, überwacht.  Das Gelände diente später als Zufluchtsort für den letzten Mogulherrscher Indiens, Bahadur Shah II. (1775–1862), den die Briten im Jahr 1857 an diesem Ort gefangen nahmen.

                        

Obwohl es von  Besuchern nur so wimmelt, verläuft sich die Masse recht schnell auf dem Gelände. Es ist ruhig und ich bin wirklich beeindruckt von dem Gefühl des Friedens mitten in der wuseligen Hauptstadt Indiens. Doch diese Ruhe verlassen wir für den Marktbesuch in Central Delhi. Auch hier nutzen wir den Fahrdienst Uber und bemerken schnell, dass wir so mitten im Leben angekommen sind. Es ist fast unmöglich die Stassen zu passieren. Ein Meer von Gebrüll und Gehupe umgibt das Auto. Gemischt mit Motorrädern, Fußgängern, Auto – und Fahrradrikschen, kleineren LKWs und Zugtieren tummeln sich auf der Straße. Ein Durchkommen nur im Schneckentempo, mit viel Geduld, Aufmerksamkeit und Hupen möglich, lässt mich das wahre Leben hier anschauen. Auch ist der Linksverkehr noch etwas ungewöhnlich, aber davon kann auf diesen Straßen hier nicht die Rede sein. Alle fahren wie sie wollen bzw. wo Platz ist, links und rechts schießen immer wieder Roller mit lautem Signalton aus den schmalen Gassen und drängeln sich zwischen die sowie so schon viel zu dicht fahrenden Fortbewegungsmittel.

 

      

Wir steigen aus, einige etwas verunsichert, ich total fasziniert von dem Treiben auf den Straßen, und befinden uns in einer andern Welt. Es ist sehr schmutzig, laut und auch die Gerüche von Abfall, Urin, Abgasen, Essen und anderem, schwer nennbaren Dingen machen sich breit. Auf den Oberleitungen laufen Affen umher und es gibt für alles, was man sich vorstellen, oder eben auch nicht vorstellen kann, Geschäfte. Essen und indische Kleider, danach suchen wir. Nach einigem Durchfragen und einer wilden Fahrt auf der Fahrradrikscha befinden wir uns mitten zwischen glitzernden Saris und verblüfften Gesichtern.

Diesem Gewusel entfliehen wir mit der Metro und Begeben uns auf einen Markt, speziell für Kleider. Inzwischen ist es dunkel, die Stimmung kommt mir zivilisierter vor und wir verköstigen uns, nach erfolgloser Kleidersuche, mit Streetfood.

Mit der Uberfahrt zurück ins Hostel und der bevorstehenden Nacht endet der Aufenthalt in Delhi. Unglaublich viele Eindrücke, große Unterschiede und verschiedene Gefühle, die ich auf mich wirken lasse. Doch frei von Erwartungen und ohne großartige Planung kann ich mich am Besten auf etwas Neues einlassen und so wäre ich persönlich, auch wenn ich längst nicht alles sehen konnte, wie auch in der kurzen Zeit, traurig, dieser Stadt keine Zeit zu schenken.