Port Lockroy

Post direkt aus der Antarktis

Heuet besuchen wir Port Lockroy.
„Hast du schon eine Postkarte geschrieben?“ fragte mein Tischnachbar am Frühstückstisch. Natürlich hatte ich mich vorbereitet. Die ein oder andere Karte war geschrieben. Ich meine, wer kann schon behaupten, Post vom südlichsten Postoffice der Welt direkt aus der Antarktis zu bekommen?

Was hat es mit Port Lockroy eigentlich auf sich?
Die sehr kleine Insel ist ein geschützter Naturhafen im Britischen Antarktisterritorium. Das südlichste Postoffice der Welt!
Umgeben von schönen Gletschern und schroffen Bergen der Insel Wiencke Island, ist Port Lockroy wohl einer der meist besuchten Touristenorte der Antarktis.
Zwischen dem Flag Point und dem Lécuyer Point an der Westküste der Wiencke-Insel im Palmer-Archipel befindet sich die kleine Stadt, von welcher ich sogar die Adresse der Station habe: 
Goudier Island,Wiencke Island, Antarktis, 64° 49′ 23″ S, 63° 29′ 2″ W ist die Geografische Lage / die Koordinaten.

Im Sommer legen an dem 1904 entdeckten Platz täglich zwei Schiffe an, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, es sei überlaufen. Was Natürlich auch wieder an der Aufteilung unserer Begehung liegt. Wie immer betreten wir diesen überschaubaren Fleck der Antarktis in Etappen.
Ich muss sagen, für mich war die Erforschung von Port Lockroy in der Antarktis ein unvergessliches Erlebnis. 


Einige Gründe, warum der Landgang Port Lockroy sich abhebt

Diese Insel ist gefüllt mit Leben. 
Im Jahre 1944 errichtete das britische Militär in Port Lockroy eine Basis, die bis vor 61 Jahren in Betrieb war. Einige Jahre später, genau genommen 1996, wurde sie in ein  Museum umgewandelt. Noch heute dient sie als Magnet für Touristen.
Das im Jahre 1944 gebaute Bransfield House, das Hauptgebäude der Basis wird heute als Museum genutzt. Sobald du das Haus betreten hast, lernst du viel über die Station. Denn überall findet man Schautafeln mit Informationen. Anhand von Bildern und Texten wird erklärt, wie die ursprüngliche wissenschaftliche Basis, wie sie in den 1950er Jahren gewesen ist, aussah.



Auch wenn ich nicht so der Museumsmensch bin, war ich beeindruckt. Ich habe alles aufgenommen z.B gelernt, dass diese Stätte von einer britische Wohltätigkeitsorganisation, der United Kingdom Antarctic Heritage Trust (UKAHT) betrieben wird. Prinzessin Anne (einzige Tochter von Queen Elisabeth) ist die Schirmherrin des Ganzen. Es ist eines ihrer Hauptziele, bestimmte britische wissenschaftliche Basen auf der Antarktischen Halbinsel zu erhalten. Auch wenn sie die Besucher gerne unterhalten möchte, sollen sie gleichzeitig auch mit Informationen versorgt werden.



Nachdem meine Erinnerung an diese Landung sehr präsent ist, denn kein anderes Ziel bietet die Möglichkeit im Postamt eine Karte zu verschicken oder ein Souvenir zu kaufen, ist der Briefkasten im Bransfield House ein richtiges Symbol für diesen Ausflug. Auch wenn man sagt, es kann viele Wochen dauern, bis Briefe oder Postkarten von diesem charmanten kleinen Postamt ankommen. Ich hatte Glück, keine zwei Wochen später waren erste Karten in Deutschland eingetroffen…

Nice to know

  • 70.000 Postkarten werden jährlich von den saisonalen MitarbeiterInnen in über 100 Länder geschickt.
    Diese Einnahmen finanzieren das UKAHT.
  • Die Hauptwährung in dem Postamt und dem Geschenkeladen ist der US-Dollar, obwohl auch Pfund und Euro akzeptiert werden…
  • Unter dem Antarktisvertrag betreibt die UKAHT Port Lockroy als historische Stätte und Denkmal.
  • Der Politiker Etienne-Auguste-Edouard Lockroy ist der sogenannte Namensgeber dieser Inseln.


Neben Museum und Postamt gibt es auch noch die Eselspinguine

Anfänglich, also zu Gründungszeiten der Basis, gab es noch keine Pinguine an der Station. Vermutungen zu Folge ist die bestehende Kolonie um 1985 entstanden und gründet demnach eine immer größer werdende Ansammlung.
Dies wird jedoch in einer  fortlaufenden Studie beobachtet. Denn die Brutgewohnheiten der Tiere vor Ort werden überwacht, um der Population folgen zu können. Die Forscher geben auch zu Bedenken, dass sich das Brutverhalten auch auf den Tourismus auswirkt. Ich verstehe diese Aussage. Denn an keinem anderen Ort konnte ich Jungtiere so dicht und gar ungestört beobachten. Dies wiederum zieht noch mehr Touristen an. Aus diesem Grund wurde ein Teil der Insel für Besucher bereits gesperrt. Die Tiere sollen sich ungestört in ihrem natürlichem Lebensraum aushalten können. 

Pinguine kreuzen dennoch deinen Weg und mit etwas Glück füttern sie unbeirrt ihre Jungen, wenn du direkt neben ihnen stehst.
So ging es mir!
Ich hatte großes Glück und kann sogar eine Nahaufnahme der gefährdeten Kreaturen machen.

Mit dem Postamt, den Pinguinen und Eiskappen, den verschneiten Bergketten und einem coolen Museum bietet dieser Ort so viel Abwechslung zu all den anderen Landgängen… Ist es da verwunderlich, dass Port Lockroy zu so einem begehrten Reiseziel zählt?!

Ich habe einen Link für einen Rundgang durchs Museum gefunden und denke mir, das ist passend.  



 

Der Neko Harbour

Die kleine Bucht Neko Harbour liegt an der Danco-Küste des Grahamlands im Norden der Antarktischen Halbinsel.
Allein die Anfahrt ist einfach nur zauberhaft. 
Mit den Zodiacs geht es durchs Eis, umgeben von Bergen, direkt auf die angesteuerte Insel zu.
Man könnte meinen, das diese Landgänge an Reiz verlieren. Doch ich muss sagen, dem ist ganz und gar nicht so! Jedes Mal wirkt es so anders, auch wenn es den Eindruck vermitteln könnte, es ist alles immer das Gleiche. 
Eis, Schnee, Inseln, Pinguine, Wasser. Ja, das stimmt. Aber es ist jedes Mal aufs Neue so unglaublich. Das Wetter macht viel aus. Hängt der Nebel beispielsweise tief wird dadurch eine mystische Stimmung erzeugt. Auch wenn es oft schnell etwas aufklart.
Heute liegt bei Ankunft viel Schnee, welcher das trübe Wetter schwinden lässt. Auch wenn das Glitzern der Sonne diesmal fehlte, so war der Landgang unvergesslich schön. 

Ich kann nur sagen: Neko Harbour ist Antarktis-Genuss pur!
Der Spaziergang durch den Schnee!
Die hundert brütenden Eselspinguine!
Der Blick oberhalb der Kolonie, vom Hügel aus! Von wo man  eine grandiose Aussicht über Neko Harbour und Andvord Bay genießen kann…


Ich bin ganz entzückt und lasse mich vor einer Kleinen Brutstätte der Federtiere nieder, werde von einem kleinen Pinguin verfolgt und erwische den ein oder anderen kleinen Freund beim Ausbrüten.

Die geographische Lage:

In diesem Bereich der Halbinsel, denn Neko Harbour liegt in der Bucht Andvord Bay, die auf 64°50’S in die Westküste der Antarktischen Halbinsel einschneidet, findet man vorzugsweise hohe Gletscherfronten und schroffe, steile Felswände. Dadurch gibt es nur wenig Stellen, die es ermöglichen, die Insel zu betreten und es ist nicht immer einfach einen „Eingang“ für den Landgang auf Neko Harbor zu finden.

Die Küstenlinie bietet die beste Kruste granitischer Zusammensetzung auf der Halbinsel. Das sagen nicht nur die Geologen. Auch die Touristen sind überzeugt. Dazu trägt sicherlich auch die wunderbare Landschaft bei. Ich habe es mit meinen eigenen Augen sehen dürfen!
Nur wenige hundert Meter von der steinigen Landestelle entfernt kalbt ein gewaltiger Gletscher in die Bucht. Zu Letzt sah ich dies in Argentinien beim Perito Moreno Gletscher.

 

Die Bucht zeigt große Mengen von treibendem Gletschereis auf dem Wasser und trotz keiner optimalen Wetterbedingungen ist es ein atemberaubendes Naturschauspiel, das ich ewig betrachte könnte…
Des Öfteren kommt es auch vor, dass dieser Gletscher mit deinem herumtreibenden Eis die Küste blockiert und einem die Möglichkeit verwehrt bleibt, diesen Landgang durchzuführen.

Wir bekommen erklärt, dass es eine gefährliche Angelegenheit ist, sich dem Glätcher zu nähern. Du Fragst dich warum? Ich auch und so stelle ich die Frage direkt. Die Antwort leuchtet mir sofort ein, denn wenn man in Gletschernähe am Ufer steht und der Gletscher kalbt, dann sollte man sich schnell vom Ufer entfernen und Höhe gewinnen. Die Kraft ist enorm und wird gern unterschätzt….



Auch mit dem Boot kann es brenzlig werden, wenn zu viel Eis vom Gletscher kracht. Dann heißt es nur noch: raus aus dem flachen Wasser und mit Vollgas zurück in die tieferen Gewässer…

Gut zu Wissen:

Vor gut 120 Jahren wurde Neko Harbour (1898) von dem Belgier Adrien de Gerlache entdeckt. Benannt wurde das Stück Land einem norwegischen Walfangschiff, das zwischen 1911 und 1924 in der Gegend arbeitete.

 

Für gemütliches Abhängen auf dem Eissofa: Danco Island

Nächstes Ziel: Danco Island, tönt es aus den Lautsprechern.
Dass uns hier ein gemütliches Eissofa erwartet, damit rechnen wohl keiner!

Nachdem wir die ganze Nacht gefahren sind und der Himmel sich am Abend wieder in den schönsten Farben färbte, bin ich bereit für den nächsten Landgang.
Am Abend wurden zwei Humpack Wale gesichtet, die mehrmals ihre Heckflossen aus dem Wasser blitzen ließen…

Übrigens: Der Sonnenuntergang ist um 23:20 Uhr, aber richtig dunkle Nacht wird es nicht.
Der Sonnenaufgang ist um 02:40 Uhr. 


Diese Reise sogt immer wieder für Überraschungen und neben all den Eisbergen, den Pinguinen, dem Schnee und den Vögeln setzt die Natur mal wieder einen oben drauf!

Heute, am 03.01.2019, erreichten wir also Danco Island. Eine 1,5 km lange Insel. Sie liegt vor der Danco-Küste (daher auch der Name) im Norden der Antarktischen Halbinsel. Genauer gesagt befindet sie sich im südlichen Abschnitt des Errera-Kanals. 

Bei Ankunft werden wir vereinzelt auf die überdimensionalen Eiswürfel am Ufer hingewiesen und ich entdecke ein Eissofa. Während die Pinguien um uns herum spazieren mache ich es mir gemütlich. Natürlich ist die Kälte des Eises schnell durch die Kleiderlagen gezogen und so halte ich keine lange Zeit aus.

Das macht aber nichts, denn der Weg führt uns heute auf einen kleinen Hügel mit einer Kolonie Eselspinguinen.



Diese kleinen Tiere sind wirklich zu bewundern. Sie bahnen sich ihren Weg durch den Schnee, obwohl auch hier ihre Pinguin-Highways gut erkennbar sind. Es ist ein Flitzen und Stolpern. Hier und da wird ein Stop eingelegt, den Besuchern ein kurzes Hallo abgestattet um dann weiter zu ziehen. 

Die Landschaft um uns herum wieder atemberaubend und der kleine Spaziergang über die Insel fühlt sich an, als würd man zu sehr in den Lebensraum der Pinguine eindringen.
Denn viel Platz, immer noch genug, ist nicht. Doch die Tiere lassen sich von uns Besuchern jedoch nicht stören.

Kurze Fakten zum Eselspinguin

  •  wird auch Rotschnabelpinguin genannt
  • bleiben in der Regel mit ihren Kolonien, auch außerhalb der Paarungszeit, zusammen
  • ist eine Pinguin-Art in der Gattung der Langschwanzpinguine
  • schnellste Schwimmer unter den Pinguinen, sie können Geschwindigkeiten von bis zu 36 km pro Stunde erreichen
  • am engsten verwand mit dem Adéliepinguin sowie dem Zügelpinguin
  • können 70-95 cm groß werden 
  • wiegen zwischen 4,5- 8,5 Kg

Eselspinguine sind dafür bekannt, dass sie mehr als 45 Tauchgänge an einem Tag machen um Futter zu finden. Bis zu 200 Meter in die Tiefe tauchen sie, da sie etwa 7 Minuten unter Wasser bleiben können. Sie bevorzugen die Nähe zum Ufer, wurden aber auch 26 km weit von der Küste entfernt gesichtet.
Ihr Erscheinungsbild sticht durch den schwarzen Rücken und Kopf, den weißen Bauch und einen rötlichen Schnabel hervor. Außerdem verläuft ein weißer Streifen von Auge zu Auge über die Oberseite des Kopfes eines jeden Tieres.
Ich finde besonders interessant, dass die Eltern sich bei der Inkubation des Brütens ab wechseln.
Nach ca. 35 Tagen schlüpfen die Küken dann, bleiben aber noch 30 Tage im Nest, bevor sie Kinderkrippen (Crèche) mit anderen Küken bilden. Diese Krippen stellen einen Schutz für die Jungtiere dar, denn die Küken können sich in der Gruppe gegenseitig wärmen und sie lernen für sich selbst zu sorgen…
Nach etwas einem weiteren Monat bekommen die Kücken ihr Erwachsenen-Gefieder und fangen an sich ins Meer zu wagen. 

   

 

Portal Point



Portal Point begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein.
Schon um 7:00 Uhr, der tägliche Weckruf durch die Lautsprecher ertönt mit der Einladung zum Frühstück ab 8:00 Uhr, wird uns angekündigt, dass wir heute wohl den glücklichsten Tag der ganzen Reise mit dem Wetter haben. Herrlich!

Als ich an diesem Morgen das erste Mal den schweren Vorhang zur Luke aufziehe und aus dem Fenster schaue, kann ich meinen Augen kaum trauen, das Schiff liegt relativ ruhig vor einer Schneeweißen Landzunge: Der Portal Point. 
Diese schmale Landspitze an der Danco-Küste des westantarktischen Grahamlands in der Antarktis ist auf der Karte nur schwer zu finden.
Er liegt am nordöstlichen Ende der Reclus-Halbinsel.

Wo liegt Portal Point?

Auf der Karte ist es hilfreich die Koordinaten 64° 30′ S, 61° 46′ W einzugeben.
Die Lage ist in etwa Grahamland, Antarktische Halbinsel. Ich weiß, es ist etwas ungenau, aber ich denke mich recht zu erinnern, wenn ich sage, dass die Küste die Danco-Küste ist mit den zwei nennenswerten Gewässern: Gerlach-Straße und Charlotte-Bay.
Ich denke mir: Schöne Namen für ein, in diesem Fall zwei, Gewässer!

Woher stammt der Name?

Uns wurde erzählt, dass der Portal Point einst ein Eingangsportal darstellte.
1956 wurde vom Falkland Islands Dependencies Survey an dieser Stelle eine Schutzhütte erbaut, die als Ausgangspunkt für eine Route auf das Inlandsplateau diente.
1960 wurde dieser Punkt an der Landspitze dann von dem UK Antarctic Place-Names Committee mit diesem Namen benannt, da es sozusagen der Eingang war. 

Ich frage mich, was wir wohl heute dort zu sehen bekommen.
Jeder Tag ist voller Überraschungen und so mache ich mich bereit fürs Frühstück, um danach gleich wieder in die warmen Klamotten für den nächsten Landgang zu schlüpfen- Hurra!

Die frische, nein ich muss sagen die eiskalte Luft am Außendeck nimmt mir jede Müdigkeit aus den Knochen. Der Himmel ist strahlend Blau, die Sonne lacht, aber der Wind ist bitter kalt! Man darf sich nicht täuschen lassen, schließlich befinde ich mich noch immer im ewigen Eis, der Antarktis…

Wie im Märchen

Die heutige Überfahrt vom Schiff zur Landestelle ist kurz aber mit besonderer Begleitung. Denn immer wieder springen Pinguine wie Delfine im schnellen Tempo aus dem Wasser, um einen Meter weiter wieder kopfüber ins Wasser zu tauchen.


Man muss aufpassen, dass man hier vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt, denn kleine Pinguine empfangen einen hier direkt an Land.
Der Weg heute führt dann über hohen Schnee den Berg hinauf.
Ein richtig traumhafter Rundgang liegt vor uns.
Es wirkt alles etwas unrealistisch, zu schön um wahr zu sein!
Nicht viele haben das Glück, bei so einem Wetter einen Blick, von alle Seiten, auf die gebirgige Landschaft mit Schnee und Eis zu werfen und alles auf sich wirken zu lassen. Der Kontrast zum klaren, blauen Himmelszelt und der glitzernden Schneedecke ist einfach nur atemberaubend schön. Mit der Stille um mich herum, nur das leise Knirschen des Schnees unter den Schuhen und dazu das Bild, von all den kleinen Menschen in diese unberührten, schneeweißen Landschaft… 

Ob ich mir die Antarktis so vorgestellt habe? Ich weiß es nicht.
Ich weißt nur, das ich voller Dankbarkeit und Anmut bin!



Orcas

Hier und da können wir immer mal wieder eine Spitze aus dem Wasser ragen sehen und schnell wurde vermutet: Die Orcas sind nicht weit.
Nachdem der Tag auf Danco Island schon so wunderschön war und ich den Landgang so genossen habe, lockt der Abendhimmel uns Gäste erneut an die Luft, viele versammeln sich an Deck um dem Naturschauspiel zu zusehen und dann entdecken wir sie. 
Eine kleine Walfamilie, die ums Schiff schwimmt. Ein Anblick wie im Traum!

Zum greifen nah sind die Tiere in ihrer vollen Schönheit zu sehen.
In dem klaren, türkis blauen Wasser!
Der Wind ist eisig, die Zeit scheint stillzustehen und diese Tiere im Wasser zu beobachten raubt mir den Verstand!
Ich hatte Fragen über Fragen und bin so dankbar, dass Hanna direkt neben mir steht. Sie ist bei unserer Reise eine wahre Inforamtionsquelle, ein Fels in der Brandung und einfach so ein herzlicher Mensch, der diesen Aufenthalt auf dem Schiff durch die Antarktis noch einmal so viel wertvoller gemacht hat. Sie brennt für das, was sie tut, liebt es, die Leitung des Experten Teams zu übernehmen und macht ihren Job großartig. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht mit wertvollen Informationen oder tollen Geschichten rausrückt.

Also:Die Orcas haben den Ruf perfekte Räuber zu sein!
Der sogenannte Killerwal verdankt seinen Erfolg aber ausschließlich dem großen Familiensinn. Denn ein Junges braucht mindestens 20 Jahre bis es die sozialen Regeln, die Jagdtechniken und die Sprache seiner Spezies gelernt hat. 
Die Tiere bleiben ein Leben lang in ihren festen Familien zusammen.
Diese Familien der Orcas nennt man Schulen oder Pads, denn alles ist vertreten: Kinder, Enkel, Großeltern, Tanten, Onkel… Es kommt vor, dass sich zeitweise mehrere verwandte Schulen zusammen schließen und größere Gruppen, die sogenannten Clans, bilden. Das Können dann bis zu 150 Tiere sein.
Innerhalb dieses Clans werden eigene Jagdgewohnheiten oder Dialekte gebildet, die als Erkennungsmerkmal dienen. 

Wie kommt der Orca zu dem Namen Killerwal?

Dafür gibt es eine ganz einfach Erklärung.
Früher haben die Walfänger die Orcas den Killerwal genannt, weil alle anderen Tiere von ihnen angegriffen und getötet wurden. Selbst größere Wale.
Also hat sich der Name eingebürgert.
Demnach hatten sogar die Walfänger Angst vor den Tieren. Zu Unrecht, denn bis heute sind Angriffe auf Menschen, in freier Wildbahn, nicht bekannt. 
Orcas scheinen für den Menschen nur gefährlich zu werden, wenn sie im Aquarium eingesperrt werden oder man die Tiere von ihrer Familie trennt.

Wusstest du?
Orcas haben keine natürlichen Feinde, denn sie stehen an der Spitze der Nahrungskette!
Die Wale tauchen auf und atmen die verbrauchte Luft explosionsartig aus. Dann atmen sie frische Luft ein und tauchen wieder ab und unter Wasser ist das Blasloch fest verschlossen. Sie können ihre Luft etwa 15 Minuten anhalten und bis zu 300 Meter tief tauchen…
Der Orca stammt aus der Familie der Delfine ab und ist auch unter folgenden Namen bekannt:
Schwertwal,
Mörderwal,
Killerwal,
Butzkopf 

Wo leben Orcas?
Weltweit sind diese Tiere vertreten, in tropischen Gewässern treiben sie sich vergleichsweise aber eher selten rum. Insbesondere im Nordpazifik, Nordatlantik und den Polarmeeren kann man sie antreffen. Die größten Populationen der Schwertwale leben die meiste Zeit in relativer Küstennähe. 
Ich habe mich gefragt, wie viele Orcas es noch gibt.
Es wird angenommen, dass weltweit etwa 50.000 oder mehr der Tiere leben. 
In der Antarktis sind einige der Wale mit Senderen markiert, um ihr Verhalten besser zu erforschen. So konnten Biologen beobachten, dass in der Antarktis jagende Orca mehrere 1000 km weit schwimmen, bis sie subtropische Gewässer erreichen.
Einer von zwölf mit Sendern markierten Schwertwalen legte dabei 9400 Kilometer in nur 42 Tagen zurück, dass sind täglich knapp 224 Kilometer!



Orca Steckbrief

 
  • Er gilt als das größte Raubtier der Erde
  • Das auffallendste Merkmal des Orcas ist seine schwarz-weiße Hautzeichnung mit den weißen Flecken hinter den Augen
  • schwimmt bis 56 km/h 
  • ein männlicher, erwachsener Orca wiegt zwischen 3.600 – 5.400 kg und wird 6 – 8 m lang 
  • ein weiblicher, erwachsener Orca wiegt etwa 1.400 – 2.700 kg und wird zwischen 5 – 7 m lang 
  • ca. 200 kg Futter benötigt ein ausgewachsener Wal am Tag
  • In ihrem Leben bekommen Orca Weibchen etwa fünf bis sechs Kälber, denn sie gebären nur alle zwei bis 14 Jahre ein Junges
  • Bis zu ihrem 40. Lebensjahr sind Orca-Weibchen fruchtbar
Die Lebensdauer eines Orcas liegt in freier Wildbahn bei den männliche Tieren im Durchschnitt bei ca. 30 Jahren (maximal 50 – 60 Jahre), die weiblichen Orcas hingegen werden sogar ca. 46 Jahre alt (maximal 80 – 90 Jahre).
In Gefangenschaft liegt das Durchschnittsalter bei 10 Jahren.



Diesen Tieren so nah zu sein fühlt sich für mich, trotz des Schiffes etwas ehrfürchtig an!

 
 
 

Cierva Cove und eine besondere Begegnung mit Walen

Bei einer Fahrt mit den Zodiacs durch eine weite Bucht Cierva Cove wird mir eine Frage zu Walen bildlich beantwortet.
Sie liegt an der Westseite der antarktischen Halbinsel. Demnach sind wir wieder ein Stück zurück gefahren.
Man könnte denken, schon wieder eine Ziodiac-Fahrt und kein Landgang?
Doch es ist nicht weniger schön, durch die unwirkliche Landschaft der Eisberge in der Antarktis zu fahren…



Die Bedingungen des Wetters sind unberechenbar, und so muss jeden Tag aufs Neue abgewogen werden, was möglich ist und was nicht!

Heute ist es etwas wolkenbehangen und diesig. Aber auf dem Wasser ist kaum Bewegung. Also beste Voraussetzung, um eine ruhige Fahrt mit dem Zodiac genießen zu können.



Zu der Ausrüstung gehört auch immer eine Schwimmweste, die über den Klamotten getragen wird. Natürlich ist besonders bei den längeren Fahrten mit dem Motor betriebenem Boot höchste Sicherheit geboten. Nicht nur für die Passagiere, auch sollte bedacht werden, die Kamera zu schützen! Denn das Wasser, je nach Bedingungen, spritzt schon mal gut in das fahrende Boot hinein…

Entdeckung im Wasser

Wir sehen Eis soweit das Auge reicht. Doch wir sehen auch zwei schwarze Höcker aus dem Wasser ragen. Still und friedlich. Die Motoren werden abgeschaltet, eine angespannte Stille breitet sich aus und dann bekommen wir erklärt, dass wir hier in der Cierva Cove schlafenden Walen im Wasser begegnet sind. 
Bis zu diesem Moment habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht ob und wie Wale überhaupt schlafen, bzw wie dies unter Wasser möglich sei?
Mit eigenen Augen sehe ich, wie sie dort im Wasser vor uns liegen. Leicht zu übersehen, denn nur ein kleiner Teil des Rückens ragt aus dem Wasser. Man könnte meinen, es handelt sich um Steine. 
Ich habe mit vielem gerechnet, aber mit so etwas ganz bestimmt nicht! 



Es ist leider nicht offensichtlich, ob es sich hier um ein Blauwahl oder ein Buckelwahl Pärchen handelt. 
Beide Gattungen sind in dem Antarktischem Gewässer vertreten.