Für gemütliches Abhängen auf dem Eissofa: Danco Island

Nächstes Ziel: Danco Island, tönt es aus den Lautsprechern.
Dass uns hier ein gemütliches Eissofa erwartet, damit rechnen wohl keiner!

Nachdem wir die ganze Nacht gefahren sind und der Himmel sich am Abend wieder in den schönsten Farben färbte, bin ich bereit für den nächsten Landgang.
Am Abend wurden zwei Humpack Wale gesichtet, die mehrmals ihre Heckflossen aus dem Wasser blitzen ließen…

Übrigens: Der Sonnenuntergang ist um 23:20 Uhr, aber richtig dunkle Nacht wird es nicht.
Der Sonnenaufgang ist um 02:40 Uhr. 


Diese Reise sogt immer wieder für Überraschungen und neben all den Eisbergen, den Pinguinen, dem Schnee und den Vögeln setzt die Natur mal wieder einen oben drauf!

Heute, am 03.01.2019, erreichten wir also Danco Island. Eine 1,5 km lange Insel. Sie liegt vor der Danco-Küste (daher auch der Name) im Norden der Antarktischen Halbinsel. Genauer gesagt befindet sie sich im südlichen Abschnitt des Errera-Kanals. 

Bei Ankunft werden wir vereinzelt auf die überdimensionalen Eiswürfel am Ufer hingewiesen und ich entdecke ein Eissofa. Während die Pinguien um uns herum spazieren mache ich es mir gemütlich. Natürlich ist die Kälte des Eises schnell durch die Kleiderlagen gezogen und so halte ich keine lange Zeit aus.

Das macht aber nichts, denn der Weg führt uns heute auf einen kleinen Hügel mit einer Kolonie Eselspinguinen.



Diese kleinen Tiere sind wirklich zu bewundern. Sie bahnen sich ihren Weg durch den Schnee, obwohl auch hier ihre Pinguin-Highways gut erkennbar sind. Es ist ein Flitzen und Stolpern. Hier und da wird ein Stop eingelegt, den Besuchern ein kurzes Hallo abgestattet um dann weiter zu ziehen. 

Die Landschaft um uns herum wieder atemberaubend und der kleine Spaziergang über die Insel fühlt sich an, als würd man zu sehr in den Lebensraum der Pinguine eindringen.
Denn viel Platz, immer noch genug, ist nicht. Doch die Tiere lassen sich von uns Besuchern jedoch nicht stören.

Kurze Fakten zum Eselspinguin

  •  wird auch Rotschnabelpinguin genannt
  • bleiben in der Regel mit ihren Kolonien, auch außerhalb der Paarungszeit, zusammen
  • ist eine Pinguin-Art in der Gattung der Langschwanzpinguine
  • schnellste Schwimmer unter den Pinguinen, sie können Geschwindigkeiten von bis zu 36 km pro Stunde erreichen
  • am engsten verwand mit dem Adéliepinguin sowie dem Zügelpinguin
  • können 70-95 cm groß werden 
  • wiegen zwischen 4,5- 8,5 Kg

Eselspinguine sind dafür bekannt, dass sie mehr als 45 Tauchgänge an einem Tag machen um Futter zu finden. Bis zu 200 Meter in die Tiefe tauchen sie, da sie etwa 7 Minuten unter Wasser bleiben können. Sie bevorzugen die Nähe zum Ufer, wurden aber auch 26 km weit von der Küste entfernt gesichtet.
Ihr Erscheinungsbild sticht durch den schwarzen Rücken und Kopf, den weißen Bauch und einen rötlichen Schnabel hervor. Außerdem verläuft ein weißer Streifen von Auge zu Auge über die Oberseite des Kopfes eines jeden Tieres.
Ich finde besonders interessant, dass die Eltern sich bei der Inkubation des Brütens ab wechseln.
Nach ca. 35 Tagen schlüpfen die Küken dann, bleiben aber noch 30 Tage im Nest, bevor sie Kinderkrippen (Crèche) mit anderen Küken bilden. Diese Krippen stellen einen Schutz für die Jungtiere dar, denn die Küken können sich in der Gruppe gegenseitig wärmen und sie lernen für sich selbst zu sorgen…
Nach etwas einem weiteren Monat bekommen die Kücken ihr Erwachsenen-Gefieder und fangen an sich ins Meer zu wagen. 

   

 

Portal Point



Portal Point begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein.
Schon um 7:00 Uhr, der tägliche Weckruf durch die Lautsprecher ertönt mit der Einladung zum Frühstück ab 8:00 Uhr, wird uns angekündigt, dass wir heute wohl den glücklichsten Tag der ganzen Reise mit dem Wetter haben. Herrlich!

Als ich an diesem Morgen das erste Mal den schweren Vorhang zur Luke aufziehe und aus dem Fenster schaue, kann ich meinen Augen kaum trauen, das Schiff liegt relativ ruhig vor einer Schneeweißen Landzunge: Der Portal Point. 
Diese schmale Landspitze an der Danco-Küste des westantarktischen Grahamlands in der Antarktis ist auf der Karte nur schwer zu finden.
Er liegt am nordöstlichen Ende der Reclus-Halbinsel.

Wo liegt Portal Point?

Auf der Karte ist es hilfreich die Koordinaten 64° 30′ S, 61° 46′ W einzugeben.
Die Lage ist in etwa Grahamland, Antarktische Halbinsel. Ich weiß, es ist etwas ungenau, aber ich denke mich recht zu erinnern, wenn ich sage, dass die Küste die Danco-Küste ist mit den zwei nennenswerten Gewässern: Gerlach-Straße und Charlotte-Bay.
Ich denke mir: Schöne Namen für ein, in diesem Fall zwei, Gewässer!

Woher stammt der Name?

Uns wurde erzählt, dass der Portal Point einst ein Eingangsportal darstellte.
1956 wurde vom Falkland Islands Dependencies Survey an dieser Stelle eine Schutzhütte erbaut, die als Ausgangspunkt für eine Route auf das Inlandsplateau diente.
1960 wurde dieser Punkt an der Landspitze dann von dem UK Antarctic Place-Names Committee mit diesem Namen benannt, da es sozusagen der Eingang war. 

Ich frage mich, was wir wohl heute dort zu sehen bekommen.
Jeder Tag ist voller Überraschungen und so mache ich mich bereit fürs Frühstück, um danach gleich wieder in die warmen Klamotten für den nächsten Landgang zu schlüpfen- Hurra!

Die frische, nein ich muss sagen die eiskalte Luft am Außendeck nimmt mir jede Müdigkeit aus den Knochen. Der Himmel ist strahlend Blau, die Sonne lacht, aber der Wind ist bitter kalt! Man darf sich nicht täuschen lassen, schließlich befinde ich mich noch immer im ewigen Eis, der Antarktis…

Wie im Märchen

Die heutige Überfahrt vom Schiff zur Landestelle ist kurz aber mit besonderer Begleitung. Denn immer wieder springen Pinguine wie Delfine im schnellen Tempo aus dem Wasser, um einen Meter weiter wieder kopfüber ins Wasser zu tauchen.


Man muss aufpassen, dass man hier vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt, denn kleine Pinguine empfangen einen hier direkt an Land.
Der Weg heute führt dann über hohen Schnee den Berg hinauf.
Ein richtig traumhafter Rundgang liegt vor uns.
Es wirkt alles etwas unrealistisch, zu schön um wahr zu sein!
Nicht viele haben das Glück, bei so einem Wetter einen Blick, von alle Seiten, auf die gebirgige Landschaft mit Schnee und Eis zu werfen und alles auf sich wirken zu lassen. Der Kontrast zum klaren, blauen Himmelszelt und der glitzernden Schneedecke ist einfach nur atemberaubend schön. Mit der Stille um mich herum, nur das leise Knirschen des Schnees unter den Schuhen und dazu das Bild, von all den kleinen Menschen in diese unberührten, schneeweißen Landschaft… 

Ob ich mir die Antarktis so vorgestellt habe? Ich weiß es nicht.
Ich weißt nur, das ich voller Dankbarkeit und Anmut bin!



Orcas

Hier und da können wir immer mal wieder eine Spitze aus dem Wasser ragen sehen und schnell wurde vermutet: Die Orcas sind nicht weit.
Nachdem der Tag auf Danco Island schon so wunderschön war und ich den Landgang so genossen habe, lockt der Abendhimmel uns Gäste erneut an die Luft, viele versammeln sich an Deck um dem Naturschauspiel zu zusehen und dann entdecken wir sie. 
Eine kleine Walfamilie, die ums Schiff schwimmt. Ein Anblick wie im Traum!

Zum greifen nah sind die Tiere in ihrer vollen Schönheit zu sehen.
In dem klaren, türkis blauen Wasser!
Der Wind ist eisig, die Zeit scheint stillzustehen und diese Tiere im Wasser zu beobachten raubt mir den Verstand!
Ich hatte Fragen über Fragen und bin so dankbar, dass Hanna direkt neben mir steht. Sie ist bei unserer Reise eine wahre Inforamtionsquelle, ein Fels in der Brandung und einfach so ein herzlicher Mensch, der diesen Aufenthalt auf dem Schiff durch die Antarktis noch einmal so viel wertvoller gemacht hat. Sie brennt für das, was sie tut, liebt es, die Leitung des Experten Teams zu übernehmen und macht ihren Job großartig. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht mit wertvollen Informationen oder tollen Geschichten rausrückt.

Also:Die Orcas haben den Ruf perfekte Räuber zu sein!
Der sogenannte Killerwal verdankt seinen Erfolg aber ausschließlich dem großen Familiensinn. Denn ein Junges braucht mindestens 20 Jahre bis es die sozialen Regeln, die Jagdtechniken und die Sprache seiner Spezies gelernt hat. 
Die Tiere bleiben ein Leben lang in ihren festen Familien zusammen.
Diese Familien der Orcas nennt man Schulen oder Pads, denn alles ist vertreten: Kinder, Enkel, Großeltern, Tanten, Onkel… Es kommt vor, dass sich zeitweise mehrere verwandte Schulen zusammen schließen und größere Gruppen, die sogenannten Clans, bilden. Das Können dann bis zu 150 Tiere sein.
Innerhalb dieses Clans werden eigene Jagdgewohnheiten oder Dialekte gebildet, die als Erkennungsmerkmal dienen. 

Wie kommt der Orca zu dem Namen Killerwal?

Dafür gibt es eine ganz einfach Erklärung.
Früher haben die Walfänger die Orcas den Killerwal genannt, weil alle anderen Tiere von ihnen angegriffen und getötet wurden. Selbst größere Wale.
Also hat sich der Name eingebürgert.
Demnach hatten sogar die Walfänger Angst vor den Tieren. Zu Unrecht, denn bis heute sind Angriffe auf Menschen, in freier Wildbahn, nicht bekannt. 
Orcas scheinen für den Menschen nur gefährlich zu werden, wenn sie im Aquarium eingesperrt werden oder man die Tiere von ihrer Familie trennt.

Wusstest du?
Orcas haben keine natürlichen Feinde, denn sie stehen an der Spitze der Nahrungskette!
Die Wale tauchen auf und atmen die verbrauchte Luft explosionsartig aus. Dann atmen sie frische Luft ein und tauchen wieder ab und unter Wasser ist das Blasloch fest verschlossen. Sie können ihre Luft etwa 15 Minuten anhalten und bis zu 300 Meter tief tauchen…
Der Orca stammt aus der Familie der Delfine ab und ist auch unter folgenden Namen bekannt:
Schwertwal,
Mörderwal,
Killerwal,
Butzkopf 

Wo leben Orcas?
Weltweit sind diese Tiere vertreten, in tropischen Gewässern treiben sie sich vergleichsweise aber eher selten rum. Insbesondere im Nordpazifik, Nordatlantik und den Polarmeeren kann man sie antreffen. Die größten Populationen der Schwertwale leben die meiste Zeit in relativer Küstennähe. 
Ich habe mich gefragt, wie viele Orcas es noch gibt.
Es wird angenommen, dass weltweit etwa 50.000 oder mehr der Tiere leben. 
In der Antarktis sind einige der Wale mit Senderen markiert, um ihr Verhalten besser zu erforschen. So konnten Biologen beobachten, dass in der Antarktis jagende Orca mehrere 1000 km weit schwimmen, bis sie subtropische Gewässer erreichen.
Einer von zwölf mit Sendern markierten Schwertwalen legte dabei 9400 Kilometer in nur 42 Tagen zurück, dass sind täglich knapp 224 Kilometer!



Orca Steckbrief

 
  • Er gilt als das größte Raubtier der Erde
  • Das auffallendste Merkmal des Orcas ist seine schwarz-weiße Hautzeichnung mit den weißen Flecken hinter den Augen
  • schwimmt bis 56 km/h 
  • ein männlicher, erwachsener Orca wiegt zwischen 3.600 – 5.400 kg und wird 6 – 8 m lang 
  • ein weiblicher, erwachsener Orca wiegt etwa 1.400 – 2.700 kg und wird zwischen 5 – 7 m lang 
  • ca. 200 kg Futter benötigt ein ausgewachsener Wal am Tag
  • In ihrem Leben bekommen Orca Weibchen etwa fünf bis sechs Kälber, denn sie gebären nur alle zwei bis 14 Jahre ein Junges
  • Bis zu ihrem 40. Lebensjahr sind Orca-Weibchen fruchtbar
Die Lebensdauer eines Orcas liegt in freier Wildbahn bei den männliche Tieren im Durchschnitt bei ca. 30 Jahren (maximal 50 – 60 Jahre), die weiblichen Orcas hingegen werden sogar ca. 46 Jahre alt (maximal 80 – 90 Jahre).
In Gefangenschaft liegt das Durchschnittsalter bei 10 Jahren.



Diesen Tieren so nah zu sein fühlt sich für mich, trotz des Schiffes etwas ehrfürchtig an!