Paulet Island, Pinguine können auch spielen

Wie Kinder spielen die der Pinguine an dem Paulet Island. Mit lautem Geschnatter und traumhaften Bilder startet mein Jahr 2019.
Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Jahr besser startet.
Nach einer ruhigen, aber nicht weniger schönen, Silvester Feier an Bord, beginnt das Jahr für mich mit viel Wind und Pinguinen.
Heute steht kein Landgang, aber eine ausgiebige Fahrt mit den Zodiacs, an.



Nachdem wir Half Moon Island verlassen haben, sind wir nun etwas weiter östlich und ankern in der Nähe der Paulet-Insel.
Sie ist eine kleine, beinahe kreisrunde unbewohnte Vulkaninsel an der Spitze der Antarktischen Halbinsel im südpolaren Weddell-Meer.

Hier leben und brüten unglaublich viele Adelie-Pinguine, über 100.000 Brutpaare sind hier anzutreffen.

Schon von weitem kann man Sie hören

Trotz Kälte und Wind ist schon von den Zodiacs aus ein ohrenbetäubendes Pinguin-Geschnatter zu hören. Kann man sagen, dass Pinguine schnattern?

Kaum ein freies Fleckchen ist auf dem Land zu entdecken, auf dem sich unzählige der schwarz-weißen Kerlchen drängeln. Ein wildes Treiben.
Ganz langsam wird unser Schlauchboot an die Insel heran gesteuert, mit genügend Abstand versteht sich.



Zu beobachten was hier passiert, lässt sich am Besten mit spielenden Pinguinen beschreiben.
Wunderschöne Eisschollen treiben auf dem Wasser, vom Licht blau durchflutet.
Auf ihnen liegen gemütlich Seelöwen, die sich auch von den drum herum springenden Pinguinen nicht stören lassen.
Wir beobachten, dieser Anblick lässt einen richtig schmunzeln, wie sich eine kleine Gruppe von Pinguinen auf einer Eisscholle einem Seelöwen nähert. Dieser bewegt sich kurz, mit wildem Geschrei und watschelnden Bewegungen nähern sie sich ihm, bis die ersten Federtiere ins Wasser springen, die nächsten aber schon auf die Eisscholle springen.
Stundenlang könnte ich dieser Szenerie zusehen.
Wie anmutig Pinguine sich im Wasser bewegen lerne ich hier ebenfalls.
Ganze Schwärme von Pinguinen springen durchs Wasser und das Gewimmel erinnert an Zeitrafferaufnahmen wie beispielsweise von Verkehrsknotenpunkten in Großstätten.



So sind diese spielenden Pinguine bei Paulet Island für mich eindeutig in lebendiger Erinnerung.
Und noch heute höre ich dieses wild durcheinander Gerufe der Tiere in meinen Ohren.


Half Moon Island, erste Schritte auf der Antarktis



Der erste Landgang in der Antarktis: Half Moon Island. Der Name wirkt gerade zu poetisch, wenn man bedenkt, dass dieses Stück Land ein halber Vulkankrater ist. Diese sichelförmige Insel zählt zu den südlichen Shetlandinseln, sowie auch zur Antarktis. Von hier aus sind es noch 120 Kilometer zum antarktischen Festland.
So setze ich also am 31. Dezember 2018 das erste Mal einen Fuß auf den 7. Kontinent.



Plötzlich ist es ganz still.

Vielleicht ist dies das beste Wort um das Gefühl der Antarktis zu umschreiben.
Auf der ganzen Welt, überall um eine herum wird man oft abgelenkt, in der Natur und besonders hier in der Antarktis, in der Eislandschaft, ist alles ganz klar. Man kann sagen, es ist auf das Wenige reduziert, was hier überleben kann.

Inzwischen wissen wir ja, wie wenig Menschen diesen Kontinent betreten und das ich einer von Ihnen bin ist nach wie vor etwas Außergewöhnliches.
Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass so etwas zu meiner Reise gehört. Aber da stand ich: auf dem schneebedeckten, trockenen Boden der Antarktis.
Ganz dicht neben einem Pinguin und auf der anderen Seite eine Robbe, die sich in der Sonne wälzt!

Am Morgen verschafft sich das Expeditionsteam ein Bild von den Begebenheiten und steckt die Wege mit roten Fahnen auf Half Moon Island für unsern ersten Landgang ab. Denn die Pinguin-Highways sollen nicht betreten werden. Hier gilt:

Pinguine haben Vorfahrt.

Wir stehen an Deck und warten darauf, dass wir mit den Zodiacs an Land gebracht werden.
Laut dem Antarktisvertrag gehört das Land den Pinguinen und es dürfen nie mehr als 100 Leute gleichzeitig bei einer Antarktis-Anlandung unterwegs sein. Also werden wir in zwei Gruppen aufgeteilt.
Auf  20 Gäste sollte mindestens ein Expeditonsguide kommen.
In unserem Fall sind es mehr und für Sicherheit, sowie genug Informanten, ist gesorgt.

Wichtig:

Bevor es losgeht werden wir abermals eingewiesen. Für mich ist es selbstverständlich, doch natürlich ist es immer wichtig, es zu betonen. Es darf kein Müll abgeladen werde. Angeraten ist auch, nur das nötigste mit an Land zu nehmen. In meinem Fall ist es neben der warmen Ausrüstung das Handy und die Kamera.
Nicht nur eine warme Jacke gibt es inclusive (welche behalten werden darf), auch Schuhe, die vergleichbar mit Gummistiefeln sind, bekommt man geliehen. So dass man keinen Dreck auf das Land trägt. Zusätzlich heißt es, bevor das Schiff verlassen wird, einmal durch ein bestimmtes Bad zu stapfen. So wird sicher gestellt, dass jeder Besucher die Antarktis sauber betritt. 
Dieses Prozedere wird bei jedem Landgang wiederholt und betreten ist nur mit diesen Schuhen erlaubt.

Anlandung auf Half Moon Island in der Antarktis

Endlich, es ist soweit.
Mit Hilfe von zwei Expeditionsmitgliedern wird uns aus dem Zodiac geholfen und am Strand warten bereits Pinguine, die sozusagen ein Begrüßungskomitee darstellen.
Etwas unbeholfen watscheln sie durch das unwegsame Gelände.
Der Weg ist markiert, so dass man sich gut an den abgesteckten Pfaden, um möglichst wenig mit den Pinguin-Highways zu kollidieren, orientieren kann.
Überall im Schnee sind sozusagen kleine „Straßen“ die unsere Wege kreuzen. Gleich auf der ersten Anhöhe zB. befindet sich so ein Pinguin Highway (eine mehrspurige Straße), auf der drei kleine, tapsige Zügelpinguine herum wackeln.
Ein Anblick, der mir im Leben nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.
Die Meeresvögel zeigen neugierig Interesse an den Besuchern. Sobald man stehen bleibt, kommen sie auf einen zuggedüst, so als ob sie Hallo sagen wollen, ragen den Kopf hin und her und dann stolpern, watscheln, wackeln, hüpfen oder schlittern sie einfach weiter.

Zügelpinguine

Diese Gattung der Pinguine, mit ihrem schwarzen, schmalen Streifen, der sich vom Hinterkopf über die Kehle zieht. Es sieht aus, als würden sie einen Helm tragen, welcher mit einem Riemen unter dem Kinn befestigt ist.
Sie sind lustig anzusehen und ob es ihre Anmut oder die Tollpatschigkeit an Land ist, oder auch die Mischung aus beidem, die so eine Faszination für die Federtiere bei mir auslöst, kann ich gar nicht sagen.

   

In dem Briefing zum ersten Landgang wurde bereits angekündigt: „Always mind the Flag!“ Sie weisen uns in dem unbewohnten Terrain der Antarktis den Weg und zeigen auch das Ende auf, wie zum Beispiel hinter dem ersten Hügel. Hier befindet sich eine Brutstätte. Von Weitem sieht es aus, wie ein großer brauner Fleck, der mitten im Schnee hervorsticht.
Ich frage mich, wie die brütenden Pinguine eigentlich den Besuch der Touristenmassen wegstecken. Sie tapsen den Hang etwas verunsichert hinauf, um die kleinen eckigen Granitsteine, die aus Frostsprengungen entstanden sind und am Strand liegen, zu den Nestern zu tragen.

Besonders schön ist die Arbeitsteilung der Zügelpinguine – sie wechseln sich nämlich beim Brüten ab.

Inmitten der Zügelpinguinkolonie sichten wir einen Pinguin mit verlängerten goldgelben Federn, die aus der Stirn wachsen. Ein einsamer Goldschopfpinguin (Makkaroni-Pinguin), von dem ich leider kein Foto machen konnte… 
Uns wird erklärt, dass dieser von der Pinguinkolonie vor einigen Jahren adoptiert wurde und seitdem als einziger seiner Art hier lebt.
Treue und soziale Wesen, diese Pinguine!

Mit anzusehen, wie die Kücken eng an Eltern gekuschelt mit ihrem flauschigen Fell hervorgucken, gefüttert werden und den Schutz genießen ist einfach göttlich!



Natürlich haben wir nur begrenzt Zeit, uns frei auf Half Moon Island in der Antarktis zu bewegen und so nehme ich nach diesen ersten Schritten im Schnee ein ganz beseeltes Gefühl mit zurück an Bord, wo wir mit heißem Kakao und einem warmen Tuch fürs Gesicht empfangen werden.